Marie-Kahle-Gesamtschule Gedenkstunde zur Erinnerung an Bonner Nazi-Opfer

Bad Godesberg · Gespannt und konzentriert war die Aufmerksamkeit bei der gestrigen Gedenkstunde zur Erinnerung an die Nazi-Opfer, als Schüler der Marie-Kahle-Gesamtschule in Wort und riesigen Bildern die glücklichen ersten Lebensjahre dreier Bonner Kinder der Nazizeit schilderten.

Gedenkstunde mit (v.l.) Astrid Mehmel, Jürgen Nimptsch und Margot Barnard.

Gedenkstunde mit (v.l.) Astrid Mehmel, Jürgen Nimptsch und Margot Barnard.

Foto: Ronald Friese

"Und dann plötzlich war es, als ob die ganze Welt stillsteht", es wüteten Ausgrenzung und Massenmord, wie es Margot Barnard, eines dieser Kinder, später beschrieb. Und genau diese Margot, die auf den Fotos neben damaligen Funkemariechen schon nachdenklich ins Bild schaute, saß am Sonntag neben Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch als Ehrengast in den Bad Godesberger Kammerspielen.

Sie und das andere Bonner Mädchen der Schülerpräsentation, Anneliese Winterberg, hatten den Holocaust nämlich mit ungeheurem Glück überlebt. Das dritte der Kinder, der zehnjährige behinderte Josef Faust, war grausam umgebracht worden. Wie berichtet, haben die Marie-Kahle-Schüler ihm vor seinem Elternhaus in der Adolfstraße vor ein paar Tagen einen Stolperstein legen lassen.

"Können wir überhaupt das Ausmaß der Verbrechen verstehen? Können wir den Schmerz erahnen?", fragten sich die Schüler auf der Bühne, auf der nun nur noch ein leerer Kinderwagen stand.

Und genau hier wollte diese Gedenkfeier ansetzen: an dem Tag, an dem 1945 das Vernichtungslager Auschwitz befreit wurde, der Bonner Kinder und Jugendlichen gedenken, die von dem mörderischen Regime verfolgt wurden. Damit auch die jungen Generationen für Respekt, Toleranz und Zivilcourage Position beziehen mögen, wie Jürgen Nimptsch es in seiner Rede betonte.

Die Bonner hätten gerade 2012 erfolgreich gegen den Aufmarsch von Neonazis in Beuel Flagge gezeigt. "Und Bonn soll auch in Zukunft eine Stadt bleiben, in der wir Vielfalt als Chance begreifen." Was auch Astrid Mehmel, die Vorsitzende der Gedenkstätte Bonn, unterstrich, indem sie an die zahllosen Bonner erinnerte, die in Theresienstadt, Auschwitz, Treblinka, Sobibor, Majdanek, Maly Trostenez oder, wie der kleine Josef Faust, in den Tötungsanstalten der Kindereuthanasie qualvoll starben.

"Wir werden die toten Kinder nie vergessen", sagten die Marie-Kahle-Schüler, bevor Birte Schrein und Grégoier Gros noch bewegende Texte lasen. Denn Menschen seien erst dann tot, wenn niemand mehr an sie denke.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort