Einschulung in Bonn Fußballsocken, Kekse und Buntstifte

Bonn · Die I-Dötzchen sind los! Auch in Bonn sind am Donnerstag zahlreiche Jungen und Mädchen eingeschult worden. Wir waren an der Clemens-August-Grundschule dabei.

 Barbara und Andreas Lechner mit ihrem Sohn Maximilian.

Barbara und Andreas Lechner mit ihrem Sohn Maximilian.

Foto: Benjamin Westhoff

Da kommen sie. 44 frisch gekürte „Igel“ und „Erdmännchen“ stürmen auf den Hof der Clemens-August-Grundschule. „Nach dem Wortgottesdienst wurden sie in ihre nach Tieren benannten Klassen eingeteilt, und jetzt hatten sie ihren ersten Unterricht“, kommentiert Schulleiterin Iris Siebertz. Die Eltern und Großeltern auf dem Schulhof blicken in aufgeregte Gesichter. Heute stehen unbestritten diese 44 i-Dötzchen im Mittelpunkt. Und die Mädchen und Jungen wollen natürlich nach dem langen Warten auch wissen, was drin ist in den kunterbunten Tüten. Die hatten sie schon in den Kindergärten gebastelt, und ihre Eltern hatten sie dann für den ersten Schultag gefüllt.

Neugierig nestelt der fünfjährige Leonard Stahl am Papier. Eine Hand greift hinein, zieht aus der Tüte mit den Fußballmotiven erst einmal Fußballsocken heraus. Die passen zu dem kleinen Ball, der draußen an der Tüte baumelt. „Ist da vielleicht noch was mit Legos drin?“, fragt Leonard und steckt seine Nase in die Tüte. Das frischgebackene Erdmännchen ist schließlich erleichtert. „Es sind auch Legos dabei.“ Der Rest scheint Leonard jetzt erst einmal nicht zu interessieren.

Dieser erste heiße Schultag scheint für die Kleinen richtig anstrengend zu sein. „Wir haben noch ein Sporthandtuch, ein weiteres Spiel und ein paar Süßigkeiten in die Tüte reingesteckt, alles für rund 30 Euro“, verraten Leonards Eltern Christina und Christopher Stahl. Sie habe zur Einschulung ein Buch, Schokolade und Schulzubehör bekommen, erinnert sich die Mutter.

Ihr Sohn schaut sich derweil schon nach seinem Freund um. Was wohl Maximilian in seiner Schultüte hat? „Eine Tüte Kekse, Stifte, Schere, Radiergummi, jede Menge Schulsachen halt für rund 20 Euro“, verrät Maxis Mutter Barbara Lechner, während der Sechsjährige die Verpackungen betastet. Nein, auf keinen Fall sei ein Handy dabei, antwortet die Mutter auf die GA-Frage. Maximilian und die weiteren Mädchen und Jungen scheinen ein Mobiltelefon in der Schultüte offensichtlich überhaupt nicht erwartet zu haben. „Das hat ja wirklich noch Zeit. Ein Handy gibt's erst in der siebten Klasse“, meint Barbara Lechner, mehrfache Mutter, bestimmt. Sie habe als i-Dötzchen wohl nur Süßes bekommen. „Das hieß ja damals auch: Zuckertüte.“

Ihm hätten die Eltern aber schon das allererste PC-Spiel in die Tüte gesteckt, meldet sich Lechners ältester Sohn Simon zu Wort. „Und darüber habe ich mich dann ein Jahr am Stück gefreut“, erinnert sich der 18-Jährige. Sein chilenischer Austauschschulfreund José Martinez berichtet, dass er in einer deutschen Schule einen Fußball in der Tüte bekam. Er sei ja nun auch aktiver Fußballer geworden. „Und ich aktiver PC-Spieler“, ergänzt Simon – und die Familie lacht. Barbara Lechner hat eben noch schnell einem Flüchtlingskind, das nur mit einer zerfledderten Tasche in die Klasse kam, den noch guten Schulranzen der älteren Tochter von zu Hause gebracht und geschenkt.

Daneben stehen Prasa und Shehan Gunasena mit Töchterchen Tyra. Das Mädchen greift vorsichtig in ihre Delfin-Schultüte. Buntstifte, Lineal, Gummibärchen und Schokolade sind irgendwo tief drinnen zu sehen. Tyra ist zufrieden. In ihrer Heimat Sri Lanka gebe es diese Tradition leider nicht. Umso freudiger hätten sie diese Tradition aufgegriffen, erklären die Eltern. Und zum Schluss fällt Rektorin Siebertz auch wieder ein, was sie damals 1961 als i-Dötzchen bekam: „Einen Apfel, etwas Süßes und ein von meiner Mutter selbst genähtes Puppenkleid.“ Siebertz vergleicht ihre Geschenke mit denen, die heute ihre Schüler in den bunten Tüten stecken haben. „Damals war das alles bescheidener als heute. Aber ebenso schön.“

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