Interview zu GA-Wohnserie „Für Unvorhergesehenes 15 bis 20 Prozent als Finanzpolster einplanen“

Rhein-Sieg-Kreis · Wo lauern Überraschungen im möglichen neuen Eigenheim? Gebäudesachverständiger Ingo Suchanek aus Hennef gibt im Gespräch mit dem General-Anzeiger Tipps, worauf beim Kauf eines sanierungsbedürftigen Hauses unbedingt zu achten ist.

Schwachstellen im Haus sind nicht für jedermann auf den ersten Blick ersichtlich. Bausachverständiger Ingo Suchanek aus Hennef weiß, wo die Fallen lauern. Mit dem 47-Jährigen sprach Mario Quadt.

Worauf muss ich achten, wenn ich auf der Suche nach einem, wie die Immobilienmakler es nennen, „Handwerkerhaus“ bin?

Ingo Suchanek: Bei einem alten Haus müssen Sie auf jeden Fall darauf achten, dass die Basis des Hauses in Ordnung ist. An erster Stelle ist auf Feuchtigkeit im Mauerwerk zu achten – insbesondere im Keller. Besonders sollten alle „erdangrenzenden Bauteile“ geprüft werden. Das sind alle Teile eines Hauses, die mit der Erde in Berührung kommen. Ebenso wichtig sind flache oder geneigte Dächer sowie Außenwände und Fenster. Wobei die Außenwände grundsätzlich bei uns in der Region durchweg nicht schlecht sind.

Bei meiner eigenen Haussuche begegnete uns ein Makler, der uns während der Besichtigung in den erkennbar feuchten Keller führte und postwendend behauptete, dass Keller immer feucht sind und es sein müssen. Ist das in der Tat ein Naturgesetz?

Suchanek: Toll, wenn Keller immer feucht sein müssen, müssten wir uns ja keine Arbeit mehr machen, diese abzudichten. All dieser Aufwand macht den Keller oftmals zum teuersten Geschoss im ganzen Haus. Nein, Keller müssen nicht feucht sein. Ich würde es vielleicht anders ausdrücken: Keller sind oft baujahrspezifisch feucht. Sie sind es – grob gerechnet – bis zum Baujahr 1980. Alles, was älter ist, hat eine gewisse Feuchtigkeit – das eine Haus mehr, das andere weniger. Das hängt immer vom verwendeten Baumaterial ab. Außerdem kommt es noch auf die Geologie der Umgebung an. Die Aussage, dass Keller feucht sein müssen, ist also Unsinn.

Bei welchen Arbeiten sollten sich Heimwerker nicht überschätzen, sondern auf professionelle Unterstützung setzen?

Suchanek: Grundsätzlich bei allen Abrissarbeiten. Die Frage etwa, ob eine Wand tragend ist, kann nur ein Statiker fachmännisch beantworten. Das Haus wird zwar nicht sofort wie ein Kartenhaus zusammenstürzen, aber es wird nicht mehr so schön sein, wenn Wände wegkommen, die eigentlich als tragend gerechnet werden. Ich würde immer einen fachkundigen Helfer zurate ziehen – einen Sachverständigen, einen Bekannten, der Maurermeister, Architekt oder Statiker ist. Mit denen würde ich Rücksprache halten, wenn ich etwas am Gebäude verändern möchte.

Wovon sollte ich lieber ganz die Finger lassen?

Suchanek: Elektroarbeiten sowie Heizung und Sanitär. Und bei allem, was am tragenden Konzept des Hauses mitspielt, davon würde ich lieber die Finger lassen oder unter Anleitung arbeiten.

Wie viel finanziellen Puffer muss ich für Überraschungen einbauen?

Suchanek: Für Unvorhersehbares gebe ich meinen Klienten die Information, dass sie je nach Baujahr des Hauses zwischen 15 und 20 Prozent als Finanzpolster einplanen sollten. Wenn ich ein Haus besichtige, sagt der Kaufinteressent, was er gerne geändert haben möchte. Ich sage ihm dann, ob es möglich und wie aufwendig es ist. Dann addieren wir alles und rechnen noch mal bis zu 20 Prozent drauf. Außerdem kalkulieren wir noch eine Bauleitung oder eine fachkundige Hilfe mit ein, die zwischendurch mal ein Auge darauf wirft.

Ingo Suchanek (47) ist Sachverständiger für Baumängel sowie für die Bewertungen von Grundstücken und Gebäuden. Begonnen hat er mit einer Ausbildung als Einschaler und zum Zimmermann. 1995 absolvierte er den Abschluss zum staatlich geprüften Bautechniker mit Schwerpunkt Hochbau an. Er arbeitete als Bauleiter und machte sich 2002 als Bauplaner, Bauleiter und Bausachverständiger selbstständig. Suchanek hat zwei erwachsene Kinder (22 und 20 Jahre alt) und lebt mit seiner Frau in Hennef.

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