Der Bonner Rosenmontagszug Für das Wetter gut gerüstet

Bonn · Nachdem bis zum Morgen unklar gewesen war, ob der Rosenmontagszug wegen des Sturms überhaupt starten konnte, freuten sich die Veranstalter, wie geplant das Startsignal geben zu können. Und so erlebten Zehntausende Jecken einen bunten Rosenmontagszug, in dem die Pferde fehlten.

Die Nacht zum Montag wird Zugleiter Axel Wolf nicht so schnell vergessen. „Ich habe nicht gut geschlafen.“ Kein Wunder: Stand der Bonner Rosenmontagszug doch auf der Kippe. Erst am Montagmorgen wurde entschieden, mit welchen Auflagen die Gruppen durch die Stadt ziehen dürfen. Alle waren gut vorbereitet, damit die Zehntausende Jecken am Straßenrand einen schönen Nachmittag hatten. Sie waren froh, dass es hier keine Absage wie in Düsseldorf gab.

„Es war doch alles aufregend und spannend“, sagte Wolf und wurde zunehmend gelassener – mit jedem Sonnenstrahl, der sich zeigte. Bis zur letzten Minute vor dem Start ging es nicht ums Ob, sondern nur ums Wie. Die erste Anordnung: Alle Reitpferde mussten raus, wovon vor allem die Corps betroffen waren. Die Beueler Stadtsoldaten machten aus der Not eine Tugend und brachten weiße Steckenpferde mit. „Die haben wir in petto. Wir sind schon mal im Schnee steckengeblieben“, sagte Michael Stodollik vom Reitercorps. Er hatte nur Lob für die Holztiere: „Die sind auch ruhiger, haben alle 'ne Spritze gekriegt.“

Rosenmontagszug in Bonn (7)

Flügel und Maus müssen raus

Federn lassen mussten die Fantasiepferde (ein Einhorn hatte sich dazu gemogelt), die am Anfang erstmals die Polizeireiterstaffel ersetzten. Mit ihren Flügeln wären sie bei der ersten Bö quasi fliegen gegangen und keiner hätte was von ihnen gehabt. So wurden die Windfänger also gestutzt. Weg musste auch die große Mausfigur auf einem Wagen der Wiesse Müüs. Die Stadtwerke mussten ihre Banner an der Münsterplatztribüne abnehmen. Wer weiß, wohin der Wind sie sonst getragen hätte? Eine Devise war auch, dass es zügig an den Narren vorbeigehen soll. Das klappte anfangs ganz gut, nur nachher wurde der Tross langsamer – nicht schlimm.

Fast drei Stunden dauerte es, bis alle rund 4300 Teilnehmer vorbei waren. Das waren 250 weniger als gedacht, denn Circus Comicus hatte abgesagt. Die Clowns standen in Bad Honnef abfahrbereit, sorgten sich dann aber um ihre historischen Fahrzeuge. Zum einen sind die nicht wasserdicht. Zum anderen hätte der Lack an manchem Anhänger Regen nicht vertragen. Einige aus der Truppe aber fanden Asyl in der Gruppe der Flüssigen.

„Wir hoffen, dass sich der Wind ein bisschen legt“, sagte Fahnenschwenker Thomas Scherrer, der sich mit seinen Kollegen Patrick Marx und Stephan Blankenheim von den Bonner Showschwenkern warm machte. Ihnen wurde gesagt, dass sie ihre Fahnen nicht in die Höhe werfen dürfen. Die Jungs, die schon seit 15 Jahren dabei sind, versprachen: „Wir passen schon auf.“

Rosenmontagszug in Bonn (6)

Schutzplanen gegen Wind und Wetter

Schutzplanen legten sich die Köbesse bereits, damit ihnen Wind und Wetter nicht die teure Technik beiseite fegen. „Wir decken zur Not alles ab“, sagte Frontmann Roger Moore. Die Domstadtbande hatte ihre Instrumente gar nicht erst auf dem Piratenschiff der Duisdorfer Karnevalsfreunde aufgebaut. Dabei heißt ihr Sessionshit „Stürmisch jeck“. Sänger Thomas Kratzer sagte dazu: „Ironie des Schicksals. Jeck sind wir trotzdem.“

Die Musikgruppen waren bestens gerüstet. „Vieles spielen wir sowieso auswendig“, sagten Michael Vianden und Martin Rübner vom Musikverein Duisdorf. Ansonsten seien die Noten in Plastik verpackt und fest an die Instrumente geklemmt. „Bei uns bleibt der Schellenbaum zu Hause“, berichtete Andrea Schmickler (Querflöte) vom zweiten Tambourcorps der Bonner Stadtsoldaten. Der sei für den Wind zu großflächig, so Paukenspieler Martin Frings. Zudem wiegt der Baum gut 18 Kilo.

Rosenmontagszug durch die Bonner Altstadt

Letztlich wurde das Wetter immer besser. „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“, sagte Zugleiter Wolf und zitierte so einen Filmtitel. „Wäre doch schade, wenn man nicht mehr lachen könnte.“

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