Stadtverwaltung in Bonn Für Betreuung in den Ferien sollen OGS-Eltern extra zahlen

Bonn · Kürzere Betreuungszeiten am Nachmittag und eine Ferienbetreuung nur noch gegen zusätzliche Bezahlung: Das schlägt die Stadt Bonn für den künftigen Betrieb der offenen Ganztagsschulen (OGS) in einer Vorlage für den Jugendhilfeausschuss am Dienstag, 8. Dezember, vor. Eltern und OGS-Träger laufen Sturm gegen diesen Vorschlag der Verwaltung.

Viele Eltern waren auf die Straße gegangen, als die Stadt im vorigen Jahr vor dem Hintergrund der desolaten Haushaltslage ihren Zuschussanteil für die Offenen Ganztagsschulen (OGS) von bisher 460 Euro um 110 Euro pro Kind und Jahr kürzen wollte. Erst im Frühjahr einigte man sich für den Übergang auf einen Kompromiss, bis ein neuer Vorschlag der Verwaltung auf dem Tisch liegt. Jetzt bahnt sich neuer Ärger an: Eltern und OGS-Träger sind mit dem neuen Vorschlag der Stadt zur künftigen Finanzierung und Ausgestaltung des OGS-Betriebs ab 2017 nicht einverstanden.

"Das bedeutet eine Verschlechterung über den Kompromiss hinaus", kritisierte Igor P. Thom, Sprecher der Bonner OGS-Elternräte. Zurzeit werden die Kinder nicht mehr wie bis zum vorigen Jahr 25 Stunden, sondern nur noch 22,5 Stunden in der Woche nach dem Unterricht betreut. Statt sechs Wochen beinhaltet das OGS-Angebot seither auch nur noch eine dreiwöchige Ferienbetreuung.

Laut Verwaltung soll es ab 2017 zwar bei den 22,5 Stunden Betreuung in der Woche bleiben, allerdings soll sie in den Ferien komplett gestrichen werden - es sei denn, Eltern buchen sie gegen Bezahlung. Die Elternräte fordern dagegen die Aufstockung der Betreuungszeit in der Woche wieder auf 25 Stunden sowie eine kostenlose sechswöchige Ferienbetreuung im Jahr.

Die Verwaltung hat errechnet, dass diese Variante im Unterschied zum städtischen Vorschlag den Haushalt in einem Zeitraum von acht Jahren insgesamt um zusätzliche 28,5 Millionen Euro belasten würde.

"Es geht ja auch um unsere Kinder"

"Die Verschlechterungen in der Ausgestaltung der OGS wäre eine Niederlage für die Stadt Bonn. Sowohl in familienpolitischer als auch wirtschaftlicher Hinsicht", kritisiert Thom im Namen der Eltern. "Wir Eltern sind durchaus bereit, unseren Anteil dafür zu zahlen, es geht ja auch um unsere Kinder."

So hätten die Eltern den Schritt der Erhöhung der Beiträge von maximal 150 auf maximal 170 Euro pro Monat und Kind sowie eine neue Staffelung der Beitragsklassen als richtig und notwendig begrüßt. Auch das Land habe seine Beiträge erhöht. "Jetzt muss auch die Stadt zeigen, dass sie für die Zukunft gewappnet ist und ihr die Förderung von Kindern und Jugend wirklich am Herzen liegt."

Zwar habe die Ratskoaltion noch nicht entschieden, ob sie dem Vorschlag der Verwaltung zustimmen wird, sagte Petra Merz (Grüne) am Mittwoch dem GA, doch sei die von den Eltern geforderte Variante, "haushalterisch nur schwer darstellbar". Merz verwies allerdings darauf, dass die Beschlussvorlage auch Vorschläge zur Verbesserung der pädagogischen Standards sowie die Schaffung von weiteren 150 OGS-Plätzen jedes Jahr beinhalte. "Auch das kostet Geld, und der Ausbau ist uns sehr wichtig", sagte sie. Viele Eltern hätten immer noch keine Möglichkeit, ihre Kinder nachmittags betreuen zu lassen.

Zurzeit bietet die Stadt für 67 Prozent der Mädchen und Jungen von Grund- und Förderschulen OGS-Plätze an. Die Träger erhalten 2100 Euro pro Kind und Jahr. Die Finanzierung erfolgt über Zuschüsse des Landes, der Stadt Bonn und die Elternbeiträge.

Der Jugendhilfeausschuss tag am Dienstag, 8. Dezember, ab 18 Uhr im Stadthaus, Berliner Platz 2.

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