Kommentar zum Schuldneratlas Bonn Früher aufklären

Bonn · Jeder elfte Bonner gilt als verschuldet. Vielen fehlt das Geld in der Rente. Oder sie finden keinen Job, weil sie in fortgeschrittenem Alter arbeitslos werden. Und die Unterschiede zwischen den Stadtteilen werden immer größer.

 Der Schuldneratlas von Bonn. Quelle: Creditreform Bonn Domschke & Rossen KG

Der Schuldneratlas von Bonn. Quelle: Creditreform Bonn Domschke & Rossen KG

Foto: Dylan Cem Akalin

Im Grundsatz gibt der Schuldneratlas für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis eine recht stabile Situation wieder. Die Schuldnerquote, also die Zahl der Schuldner im Verhältnis zur Bevölkerung, geht sogar leicht zurück. Nichtsdestotrotz kann jeder elfte erwachsene Bonner Bürger seine Schulden nicht bedienen. Altersarmut, vor allem bei Frauen, ist ein Problem, wenn die Rente nicht reicht oder der Arbeitgeber in fortgeschrittenem Alter die Stelle kündigt.

Geringe Einkommen verschärfen die Situation in vielen Haushalten. Und man darf nicht die Alleinerziehenden vergessen, die vielen Patchwork-Kombinationen, in denen heute gelebt wird und die oft nur gerade eben über die Runden kommen. In den vergangenen Jahren ist eine Reihe von Flüchtlingen ins Rheinland gekommen, die die deutsche Sprache erst allmählich lernen und sicher nicht sofort in den gut bezahlten Jobs landen. Die ersten von ihnen sind bereits in den Schuldnerberatungen aufgeschlagen.

Vor diesem Hintergrund sind die politischen Entscheidungen, endlich weiteren geförderten Wohnraum zu schaffen, noch einmal zu begrüßen. Und man muss diese Entwicklungen in den kommenden Jahren berücksichtigen. Was die Auswirkungen von Schulden angeht, wünscht man sich eine stärkere Aufklärung im Vorfeld. Am besten sollten junge Menschen schon in der Schulzeit über Lösungswege sensibilisiert werden. Denn die enorme Zeitspanne von bis zu neun Jahren, die Schuldner oft verstreichen lassen, bevor sie Schuldenberater in Anspruch nehmen, ist doch erschreckend.

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