Eine Woche Klimastreik in Bonn "Fridays for Future" plant Camp im Hofgarten

Bonn · Die Bewegung Fridays for Future will ab 20. September eine Woche lang in Bonn streiken. Dazu soll es ein Camp im Hofgarten geben, in dem jeder an Vorträgen, Workshops und Diskussionen teilnehmen darf.

„Wir wollen unseren Kritikern damit auch zeigen, dass wir uns mit konkreten Handlungsmaßnahmen beschäftigen und ein Bildungsangebot auf die Beine stellen können“, sagt die Studentin und Aktivistin Franzi Bassenge (20). Die Bezirksregierung Köln hält die Schulen indes dazu an, „für die Einhaltung der Schulpflicht Sorge zu tragen“. Allerdings seien „zivilgesellschaftliches Engagement und demokratisches Handeln von Schülern“ auch zu begrüßen.

Während in Berlin am 20. September das Klimakabinett tagt und in New York der UN-Gipfel vorbereitet wird, fordert Fridays for Future einen globalen Klimastreik. Diesmal sollen nicht nur Schüler, Studenten und Azubis auf die Straße gehen: Der Aufruf richtet sich an alle Bürger. Die Bonner Bewegung nutzt das, um sich an einer bundesweiten Streikwoche zu beteiligen. Jeden Tag gibt es in verschiedenen Städten Demonstrationen, die sich mit verschiedenen Themen beschäftigen. Sie orientieren sich an den Lettern des Wortes „Climate“. So geht es etwa am 21. um Clean Oceans, und am 22., wenn in Köln gestreikt wird, um Life-giving Forests. Die größte Demo soll der „Earth Strike“ am Freitag, 27. September, sein, an dem sich neben zwei anderen deutschen Städten auch Bonn beteiligt.

Während der Streikwoche wird der Hofgarten zum Fridays-Camp. „Wir werden dort Tag und Nacht vor Ort sein. Mich ärgert, dass wir nicht ernst genommen werden, obwohl wir schon einige zum Nachdenken gebracht haben“, sagt Bassenge. Dabei wolle man nicht nur herumsitzen, sondern Umweltthemen aufarbeiten und diskutieren. Zum Programm gehören Vorträge und Kurse, die etwa zeigen, wie man plastikfrei leben kann. Musiker, darunter das Bonner Rap-Duo „Simon & Ingo“, treten bei Konzerten auf.

Auch Gesamtschule Beuel beteiligt

Bei der ersten Freitagsdemo rechnet die Bonner Polizei mit bis zu 7500. Zu ihnen werden auch viele Schüler der Gesamtschule Beuel gehören: Ab 11 Uhr will man bis zur Kennedybrücke marschieren, um sich dann dem Fridays-Demozug anzuschließen. „Es wird ein ganzer Umwelttag“, sagt Schulleiter Rainer Winand. Dabei soll es aber auch um Demokratie gehen. „Zu unserem Auftrag gehört ebenso, Schüler zu mündigen Bürgern zu erziehen.“ Das bedeute, sich Diskussionen und anderen Ansichten zu stellen. „So etwas lernt man nicht nur aus Schulbüchern.“

Angst, dass seine Schüler nicht zum Unterricht kommen, hat er nicht. „Bisher haben wir das gut regeln können. Ich finde es gut, dass die sie ein Signal setzen.“ Fehlenden Stoff hätten sie eigenständig aufarbeiten müssen. Wer keine Entschuldigung vorlegt, bekommt eine unentschuldigte Fehlstunde eingetragen. Auch an anderen Bonner Schulen, wie etwa am Clara-Schumann-Gymnasium, verfährt man in Sachen Fehlstunden ähnlich. „Wir verbieten unseren Schülern nicht die Teilnahme, aber kontrollieren, wer da ist“, sagt der stellvertretende Schulleiter Christoph Neugebauer. Sollte jemand nicht abgemeldet sein, müsse man das den Eltern melden.

Dieses Vorgehen empfiehlt die Kölner Bezirksregierung. Theoretisch seien auch Bußgeldverfahren möglich, für die die Hürden allerdings sehr hoch seien, wie ein Sprecher erläutert. Die Kontrolle der Schulpflicht obliege den Schulen. „Unentschuldigte Fehlzeiten, wie beispielsweise Fehltage ohne Beurlaubung vor den Ferien, werden uns üblicherweise angezeigt.“ Pro Fehltag könnten Eltern 155 Euro auferlegt werden. Die Schulen könnten Streiks aber auch pädagogisch nutzen. „Die Pflicht zur Teilnahme am Unterricht wird auch erfüllt, wenn die Schule im Kontext konkreter unterrichtlicher Planungen für einzelne Klassen oder Kurse den Unterricht an außerschulische Lernorte verlegt“ – sprich: auf die Straße.

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