9. Bonner Woche der Kulturen Fremdenangst im Gespräch abbauen

Bonn · Flüchtlinge, Migration, Integration, fremde Kulturen und Religion – über nichts wird derzeit mehr diskutiert. Die Veranstalter der Bonner Woche der Kulturen wollen aber weniger übereinander und mehr miteinander sprechen.

 Eröffnung der Bonner Woche der Kulturen im Haus der Geschichte: Mustafa Seyhan spielt auf einer Kastenzither.

Eröffnung der Bonner Woche der Kulturen im Haus der Geschichte: Mustafa Seyhan spielt auf einer Kastenzither.

Foto: Benjamin Westhoff

Bis zum 10. Dezember finden dazu Lesungen, Diskussionen und Ausstellungen unter dem Motto Literatur über Grenzen statt. Den Anfang machte am Donnerstagabend die Auftaktveranstaltung im Haus der Geschichte.

Im Rahmen dieser Themenwoche werden im „Migrapolis-Haus der Vielfalt“ sieben Veranstaltungen stattfinden, die Orte für Dialog und Begegnung sein sollen. Oft geht es dabei um Literatur, etwa bei Lesungen oder Gesprächen mit Autoren.

„Durch Literatur können wir die Gesellschaft ins Gespräch bringen und Begegnungsräume gegen Vorurteile schaffen“, sagte Veranstalter Hıdır Celik, der das Bonner Migrationsinstitut (BIM) und die evangelische Integrationsagentur (EMFA) in Bonn leitet. „Gerade in einer Zeit mit vielen Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen wollen wir sowohl Deutsche als auch Migranten motivieren, aufeinander zuzugehen“, so Celik weiter.

Für das Motto Literatur über Grenzen habe man sich entschieden, weil etwa Schriftsteller aus Afghanistan, Syrien und den Niederlanden erwartet würden. Celik rechnet mit rund 1000 Gästen aus den verschiedensten sozialen Schichten. „Unsere Woche baut Brücken“, sagte er.

Einladung, Neues zu entdecken

„Veranstaltungen wie diese sind mit Geld nicht zu bezahlen“, fand auch Pfarrer Eckart Wüster. Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Bonn ist von der Bedeutung der Themenwoche überzeugt. Fremdes könne verängstigen und verunsichern – und Ängsten könne man nicht rational entgegenwirken. „Es braucht also die Möglichkeit für Begegnungen“, so Wüster. Nur beim persönlichen Kennenlernen könne man Ängste abbauen.

„Es gibt eine Stimmung in der Gesellschaft, die gegen den Austausch von Kulturen ist – es ist vielleicht gar nicht die Mehrheit, aber sie tritt sehr deutlich auf“, so Wüster. „Auch ich will natürlich darüber streiten dürfen, was für Menschen gut und nicht gut ist.“ Bei Auseinandersetzungen aber müsse die eigene Grundhaltung stets auf gegenseitiger Achtung beruhen.

„Diese Woche ist eine Einladung, Neues zu entdecken, Dinge zu sehen, die man noch nicht kennt und sich überraschen zu lassen“, sagte Katrin Jackenkroll vom Haus der Geschichte. Dies sei besonders wichtig in einer Zeit, in der die eigene Identität so häufig in Abgrenzung zu anderen definiert würde.

Mustafa Seyhan spielte zur Eröffnung „Anatolische Klänge“ auf dem Kanun, einer trapezförmigen Kastenzither, die ihren Ursprung im Orient hat. Anschließend las Monika Seyhan aus ihrem Roman „Morgenland – Abendrot“ vor. Darin geht es um die Geschichte einer deutsch-türkischen Familie in Köln.

Die Bonner Woche der Kulturen findet zum neunten Mal statt. Seit 2000 wird sie alle zwei Jahre im Dezember veranstaltet, im Wechsel mit der Bonner Buchmesse Migration.

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