Online-Verkauf als Hürde Fördervereine der Freibäder helfen Älteren beim Ticket-Kauf

Bonn · Das Rüngsdorfer Freibad in Bonn ist bereits geöffnet. Die Erfahrung dort: Der Online-Ticketverkauf ist für Ältere eine Hürde. Der Förderverein hilft beim Kauf der Eintrittskarten.

Den Unterwasser-Sauger zu Wasser lassen: Hubert Mauel bereitet das Friesdorfer Freibad auf die Wiedereröffnung vor.

Den Unterwasser-Sauger zu Wasser lassen: Hubert Mauel bereitet das Friesdorfer Freibad auf die Wiedereröffnung vor.

Foto: Benjamin Westhoff

Noch vier Tage, dann öffnen nach dem Panoramabad Rüngsdorf an Christi Himmelfahrt auch die anderen Freibäder in den Stadtbezirken Bonns. Mit Ausnahme des Beueler Ennertbades, das wegen Sanierungsarbeiten erst im Juli an den Start geht. Angesichts der Corona-Krise hatte die Stadt die Fördervereine um ihre Mithilfe gebeten. Silke Elbern und Thomas Leurs haben sich bei Bad-Unterstützern und Sportamt umgehört, wie die Lage ist.

■ Förderverein Panoramabad Rüngsdorf: Als größtes Problem sieht Vorsitzender Jürgen Huber wie seine Amtskollegen den ausschließlichen Online-Ticketkauf an. „Es ist relativ aufwendig“, so sein Urteil. Am Sonntag habe er einem älteren Vereinsmitglied beim Buchen von elf Einzeltickets geholfen. „Das nimmt mit Eingabe der Daten gut eine Stunde und mehr in Anspruch“, erzählt Huber. Ältere fühlten sich schnell überfordert, nicht alle hätten Zugang zu einem PC. Die 330 Mitglieder hat der Vorstand deshalb angeschrieben und gebeten, Unsichere bei der Prozedur zu unterstützen.

Huber, seit 2018 im Amt, setzt aber auch auf eine Videokonferenz der Fördervereine mit der Stadt am Donnerstag. „Wir haben uns beim Sportamt dafür stark gemacht, dass uns allen ein Raum in zentraler Lage zwischen Godesberg und Bonn gestellt wird, den wir für den Ticketkauf mit Ehrenamtlichen besetzen können“, so der Vorsitzende. Dennoch lobt er die Stadt: „Ich war positiv überrascht, wie schnell die Stadt etwas auf die Beine gestellt hat.“

■ Förderverein Friesi: Mit 3300 Mitgliedern sind die Freibad-Freunde Friesdorf die größte Gruppierung. Trotzdem fühlt sich Vize-Vorsitzender Rafael Röger im Tal der Ahnungslosen: „Wir haben bislang keine Rückmeldung erhalten, wo und wie viele Leute gebraucht werden.“ Man habe die Mitglieder proaktiv gebeten, sich bei der Stadt als Kassenwart oder Rettungsschwimmer zu melden. Vier Leute habe er der Stadt weitervermittelt, als potenzielle Ordner stünden weitere zehn Mitglieder zur Verfügung. Am Donnerstag, so Röger, wisse man vielleicht mehr. Antwort erhofft er sich auch zeitnah auf die Frage, wann denn der Verkauf für Friesi & Co. freigeschaltet wird. „Obwohl wir nicht der Betreiber sind, kommen solche Anliegen nämlich bei uns zuerst an“, betont Röger, der seit 2018 Vize-Vorsitzender ist. Ganz aufgegeben hat der Verein übrigens noch nicht den Gedanken an die beliebten Filmnächte und Kurse für fortgeschrittene Schwimmer.

■ Förderverein Unser Melbbad: „Im Moment helfen auch wir der Stadt, dass Senioren an die Tickets kommen, die keine Online-Anmeldungen machen können“, sagt Vorsitzende Maren Storck. Ältere Menschen sollen im Moment telefonisch die Möglichkeit bekommen, sich für den Besuch des Melbbades anzumelden. „Wie die Senioren das Angebot finden können, da arbeiten wir gerade an einem Konzept“, so Storck. Die Mitglieder etwa sollen in einem Schreiben informiert werden. Des Weiteren soll die Telefonnummer auch in den Sozialen Medien veröffentlicht werden.

„Je nach Wetterlage würden wir bei der Kasse mit dem Ablesen von Tickets aushelfen“, bietet Storck an. „Wir müssen abwarten, wie es praktisch aussieht. Wichtig ist, dass wir zusammenhalten.“ Die Kommunikation mit der Stadt habe sehr gut funktioniert. Die Fachaufgaben, die etwa eine Rettungsschwimmer-Ausbildung und einen absolvierten Erste-Hilfe-Kurs voraussetzt, könne der Förderverein aber nicht übernehmen. „Wir haben das im Verein abgefragt, aber es hat sich keiner gemeldet“, sagt Storck. Den Verein „Unser Melbbad“ gibt es seit 2001, er zählt etwa 2000 Mitglieder.

■ Förderverein Hardtbergbad: Nach Aussage des Vorsitzenden Uwe Reinelt hat sein Verein aktuell 60 Mitglieder, von denen drei aktiv sind. „Wir können finanzielle Mittel bereitstellen. Das haben wir auch schon angeboten“, sagt Reinelt. Mit Aushilfen könne der Verein das Bad dagegen nicht unterstützen. „Wir stehen alle im Berufsleben. Das lässt unsere Personaldecke leider nicht zu.“ Die Sicherheitsmaßnahmen der Stadt befürwortet Reinelt: „Die sind schlüssig. Das ist mit Sicherheit aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss“, sagt er. Es sei auch viel Learning by Doing dabei. „Da unterstützen wir das Sport- und Bäder­amt in jeglicher Weise, wie es uns möglich ist.“

■ Das Sport- und Bäderamt: Auf Nachfrage sagt Vize-Leiterin Elke Palm, dass man sich derzeit mit den Fördervereinen abstimme, wie eine Hilfestellung beim Ticketverkauf aussehen könne. An sich sei man aber mit dem Ablauf zufrieden. „Das neue Buchungssystem wird sehr gut angenommen, die Kunden wissen, dass sie nur mit einem vorab gebuchten Ticket ins Bad kommen können“, so Palm. Dadurch gelinge es, zu große Personenansammlungen vor den Eingängen zu vermeiden.

Die Aufrufe, sich als Rettungsschwimmer zu bewerben, würden sehr gut angenommen. Wie viele es genau seien, könne man angesichts noch ausstehender Verträge nicht sagen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir für die Saison gut ausgestattet sind“, sagt Palm. Die Rettungsfähigkeit könne nach den Regelungen der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen nicht nur durch das Rettungsschwimmabzeichen, sondern auch durch die Abnahme einer Kombiübung vorgenommen werden. „Das machen wir betriebsintern mit den Rettungsschwimmern, deren Abzeichen nicht mehr aktuell sind“, so Palm. Zudem kündigt sie an, dass voraussichtlich ab diesem Mittwoch die Tickets für die weiteren Bäder buchbar sind. Das Römerbad war am Dienstag schon anwählbar.

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