Gesundheitsstandort Bonn Frauen gehen öfter krank zur Arbeit als Männer

Bonn · Trotzdem fehlen Frauen öfter am Arbeitsplatz als ihre männlichen Kollegen. Das hat die DAK zusammen mit vielen weiteren Ergebnissen in ihrem Gesundheitsreport 2016 bekannt gegeben.

Gesundheitsstandort Bonn: Frauen gehen öfter krank zur Arbeit als Männer
Foto: dpa

Der „kleine Unterschied“ ist bei Krankheiten größer als gedacht: In Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis fehlen Frauen häufiger im Job als Männer. Sie haben 26 Prozent mehr Fehltage als ihre Kollegen am Arbeitsplatz. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport 2016 hervor.

Auch bei den Diagnosen gibt es gravierende Unterschiede. Während Männer mehr als doppelt so häufig (plus 120 Prozent) an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, haben Frauen in der Region 66 Prozent mehr Ausfalltage (NRW 63 Prozent) wegen psychischer Erkrankungen.

Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen wie Depression oder Angstzustände stehen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis an erster Stelle (20,5 Prozent), gefolgt von Muskel-Skelett-Beschwerden (19,4 Prozent).

Diese Untersuchungsergebnisse bestätigen auch Franziska Geiser und Katrin Imbierowicz von der Klinik für Psychosomatischer Medizin und Psychotherapie auf dem Venusberg. „Frauen haben etwa doppelt so häufig depressive Störungen wie Männer, erkranken früher und es kommt öfter zu einem ungünstigen Verlauf“, erklärte Klinikdirektorin Geiser.

„Depressive Frauen entwickeln oft zusätzlich Angststörungen, depressive Männer hingegen Suchterkrankungen“, so die Medizinern. „Allerdings begehen die Männer öfter Suizid.“

Auch Essstörungen sind längst kein rein weibliches Phänomen mehr. Gerade bei der Bulimie nimmt die Zahl männlicher Patienten zu. Allerdings entwickeln sie nicht das typische Ess-Brechsucht-Verhalten, sondern „sie reagieren häufig mit einem exzessiven Leistungstraining. Deshalb sprechen wir in diesem Fall von ,Sportbulimie’“, so Oberärztin Katrin Imbierowicz.

Bei Krebserkrankungen weist die Statistik ebenfalls gravierende Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf. Denn Frauen in der Region (plus 203 Prozent) erkranken wesentlich häufiger als Männer.

Das liegt vor allem daran, dass Brustkrebserkrankungen in jungen Jahren auftreten. Mit der Diagnose Prostatakrebs, der häufigsten Tumorerkrankung bei Männern, müssen in der Regel über 60-Jährige rechnen. „Diese Krebsfälle werden in unserer Statistik nicht mehr erfasst, da sie sich ausschließlich auf Erwerbstätige bezieht“, erklärte Ingrid Adam von der DAK gestern bei der Vorstellung der Ergebnisse. Grundsätzlich, so betonte sie, sei das Krebsrisiko bei Männern und Frauen allerdings gleich.

Insgesamt ist der Krankenstand in Bonn im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Die Ausfalltage von Berufstätigen aufgrund von Erkrankungen nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent zu. Mit 3,7 Prozent gab es in der Region jedoch einen niedrigeren Krankenstand als im Landesdurchschnitt (4,1 Prozent).

Obwohl Frauen den höheren Krankenstand haben, schleppen sie sich häufiger krank zur Arbeit als Männer. 65 Prozent der Frauen in NRW waren 2015 mindestens einmal krank bei der Arbeit, bei den Männern waren es 60 Prozent, so die aktuellen Untersuchungsergebnisse. Kranke Kinder sind für viele immer noch ein großes Problem. Rund 34,8 Prozent der Frauen und 18,7 Prozent der Männer haben sich in so einer Situation selbst krank gemeldet.

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