Ex-SPD-Chef zu Besuch Franz Müntefering liest aus seinem Buch "Unterwegs"

Tannenbusch · Der frühere Bundesminister, Vizekanzler und Chef der Bundes-SPD, Franz Müntefering, las im Lotte-Lemke-Haus der Awo aus seinem Buch „Unterwegs“. Eine Kernaussage: „Der Schatz der Älteren ist die Zeit.“

 Franz Müntefering bei seiner Lesung im Lotte-Lemke-Haus.

Franz Müntefering bei seiner Lesung im Lotte-Lemke-Haus.

Foto: Stefan Knopp

Wenn einer wie Franz Müntefering spricht, kann man schon mal die Zeit vergessen. So wie die Veranstalter der Lesung am Donnerstagabend im Lotte-Lemke-Haus der Arbeiterwohlfahrt, die ihren Gast nicht unterbrechen wollten, als er einmal losgelegt hatte. Aus der halben Stunde Lesezeit, die der 79-Jährige angekündigt hatte, wurde so eine ganze Stunde, am Ende blieb nur Zeit für eine Stellungnahme aus dem Publikum. „Ich hätte gerne mehr Diskussion gehabt“, meinte Besucherin Karin Storm hinterher.

Der frühere Bundesminister, Vizekanzler und Chef der Bundes-SPD war der Einladung der Awo, der Bonner SPD und Unserer Buchhandlung am Paulusplatz gefolgt, im Rahmen der Literaturbühne Tannenbusch sein Buch „Unterwegs. Älterwerden in dieser Zeit“ vorzustellen. Er ist auch ehrenamtlicher Präsident des Arbeiter-Samariterbundes und Vorsitzender der Bundesgemeinschaft der Seniorenorganisationen. Ums Älterwerden ging es zu Beginn. „Der Schatz der Älteren ist die Zeit“, las er vor. Die solle man aber sinnvoll nutzen, indem man den Verstand nicht nur mit Kreuzworträtseln trainiert: „Die Bewegung der Beine ernährt das Gehirn.“

Darüber hinaus solle man solle Kontakte pflegen, gerade für Alleinstehende sei das wichtig, denn Alleinsein könne schnell zu Einsamkeit führen. Auch Sturzprophylaxe und barrierefreies Wohnen empfahl er, und Vernunft: Man dürfe sich nicht überschätzen. Müntefering hob die Arbeit von Hospiz- und Palliativeinrichtungen hervor. Menschen beim Sterben begleiten, das könne nicht jeder.

Und dann ging es um sein eigenes Älterwerden, wobei Müntefering, 1940 im Sauerland geboren, mit seiner Kindheit in der Nachkriegszeit und seine Erkenntnisse rund um die deutsche Identität begann. Schnell ging es aber in die Zukunft, in der nachfolgende Generationen älter werden: Im Kampf gegen den Klimawandel brauche man „eine Welt, die sich einig ist“, sagte er denn gut 80 Teilnehmern im Saal. Er betonte, dass eine funktionierende Ökologie Voraussetzung für eine erfolgreiche Ökonomie sei. Sorgenfalten seien erlaubt, Angst aber nicht.

Darüber ging es zum Erhalt der Demokratie, wofür Müntefering eine Stärkung der Kommunen als Notwendigkeit erachtete. Jeder, der klar denken könne, trage eine Mitverantwortung für die Gesellschaft. Aber die Kommunen müssten auch die Senioren im Blick haben. Zum Schluss ging es dann doch wieder ums Altern. Ein wichtiges Ziel sei es, jeden Morgen aus dem Bett zu kommen. „Ich bin dagegen, nicht aufstehen zu können.“

Für eine Besucherin, die zwei Ehemänner durch Krebs verloren hat, war die Betonung der Hospiz- und Palliativarbeit ein wichtiger Punkt. „Es ist eine gute Sache, dass er sagt, dass es wichtig ist, dass man Begleitung hat.“ Für Andreas Dieckmann war die Verbindung von Kommunen und Demokratie und die Beachtung der älteren Generation die wesentliche Aussage. Münteferings Vortrag fand er eindrucksvoll. „Was er gesagt hat, habe ich ihm abgenommen.“

Die Literaturbühne Tannenbusch geht am Freitag, 6. September, weiter: In „Unserer Buchhandlung“ am Paulusplatz, Paulusplatz 2, veranstaltet Bea Tradt ab 19.30 Uhr eine musikalische Erzählung zu 50 Jahren Woodstock-Festival. Die Bonner Band Taste of Woodstock liefert die musikalische Begleitung. Karten kosten im Vorverkauf zehn Euro, an der Abendkasse zwölf Euro.

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