"100 Köpfe: Wir sind Bonn" Frank Thelen: Skaten als Lebensphilosophie

BONN · Der Bonner Investor Frank Thelen gehört zu den erfolgreichsten Start-Up-Unternehmern Deutschlands. Mit der Venture-Capital-Gesellschaft investiert er in junge Gründer. Er ist auch Teil der Vox-Sendung "Die Höhle der Löwen".

In sportlichen Sneakers und schickem Polo-Shirt steht Frank Thelen auf einem futuristischen Gefährt. "Das ist noch ein Prototyp", sagt der 39-Jährige und rauscht auf seinem neumodischen Skateboard durch die Büroräume des Unternehmens e42 in Bonn. Mit der Venture-Capital-Gesellschaft investiert er in junge Gründer. "Haben wir eine Luftpumpe?", will er von seiner Assistentin wissen, die verneint. Dann muss es halt mit halbaufgepumpten Reifen gehen.

Viel Zeit fürs Skaten bleibt nicht

Die wilde Fahrt ist keine Seltenheit. Thelen liebt das Skaten. Verwunderlich ist die Aktivität schon. Denn der Terminkalender des Unternehmers ist bis oben hin gefüllt: Ein Kurztrip zur Bundeskanzlerin nach Berlin, Dreharbeiten in Köln oder die Telefonkonferenz mit einigen Global Playern dieser Welt aus dem heimischen Büro am Rhein - viel Zeit für die Leidenschaft bleibt da nicht. "Ich liebe meinen Job und arbeite mit hervorragenden Menschen und interessanten Technologien. Ich habe meine Passion zum Beruf gemacht", sagt der 39-Jährige. "Stress empfinde ich selten."

Die harte Arbeit zahlt sich aus: Thelen ist einer der erfolgreichsten Start-up-Unternehmer Deutschlands und spätestens seit seinem Auftritt als Investor in der TV-Show "Höhle der Löwen" auch der breiten Masse als bissiger, manchmal unangenehmer Investor bekannt. "Ich verkörpere dieses Auftreten, weil ich selber durch die Scheiße gegangen bin. Wenn ich Träumer sehe, die einfach nur ins TV wollen und bei denen abzusehen ist, dass die das Ding vor die Wand fahren - dann werde ich böse und direkt", sagt er.

"Mathe und Latein, wofür? Lasst mich skaten"

Auf dem Bildschirm wirkt der Unternehmer für viele zunächst wie der smarte BWLer, der sein Studium mit "summa cum laude" abgeschlossen hat. Dass es der gebürtige Bonner zu einem erfolgreichen Geschäftsmann bringen würde, war während der Schulzeit allerdings nicht unbedingt abzusehen. "Ich bin vom Pädagogium geflogen und kam dann auf die Realschule. In der Schulzeit habe ich immer gedacht, Mathe und Latein, wofür? Lasst mich skaten", so Thelen. "Heute ist das schade, weil mir die gute Bildung fehlt. Das kann ich auch nicht mehr aufholen." Sein Vater packte ihn auf eine Computerschule.

Das Startsignal einer steilen Karriere. Thelen entwickelte ein Gespür für sein kaufmännisches Dasein. Er kaufte in einem Bonner Kaufhaus sämtliche Programmier-Bücher auf und brachte sie mit einer satten Marge bei seinen Mitschülern an den Mann. Zudem lernte er Martin Hubert kennen, mit dem er das erste Bildschirmtelefon der Welt entwickelte. Mit 18 Jahren gründete Thelen seine erste Software-Firma. "Ich bin früh mit dem Gründervirus infiziert worden", sagt er. "Ich habe schnell gemerkt, dass ich viel erreiche, wenn ich Tag und Nacht arbeite."

Jurymitglied in der TV-Sendung "Die Höhle der Löwen"

Einen Ehrgeiz, den er auch von den Jung-Investoren in der "Höhle der Löwen" erwartet. "Du musst hart arbeiten und super passioniert sein. Nur ganz wenige schaffen das. Das heißt auch schon mal, im Büro zu schlafen", so Thelen. "Wenn du ein Träumer bist, don't do it. Sonst wird es eklig." Daher investiert der Unternehmer in der Sendung auch nur, wenn ihm ein sinnvoller Businessplan mit konkreten Zahlen vorgelegt wird. Eine Kopfentscheidung. Meistens. Zu Beginn der neuen Staffel unterstützte der Bonner das Unternehmen Kape Skateboards.

"Das war eine reine Bauchentscheidung", gibt Thelen zu. "Das Geld werde ich möglicherweise nie wiedersehen." Für ihn dennoch eine richtige Entscheidung. Denn Skateboarden ist für den 39-Jährigen nicht nur eine Leidenschaft, es ist eine Philosophie: "Skaten ist einfach extrem wichtig und eine Erfahrung für das Leben: Du wirst hinfallen. Du wirst dir böse wehtun. Aber du stehst wieder auf", sagt Thelen, der in der Rheinaue vor einigen Jahren die größte Half-Pipe Europas baute und sich mit der Initiative "Beton für Bonn" für den Bau eines Skaterparks in der Rheinaue einsetzt. "Das Skaten ist wie eine DNA, die mir geholfen hat, meine Start-ups aufzubauen, nachdem ich hingefallen bin."

Um 2000 ging Thelen mit seiner damaligen Firma Pleite. Schulden in Millionenhöhe. Insolvenz. "Man wird dann schon als Verlierer abgestempelt. Das ist eine deutsche Denkensweise", sagt er. "Das ist in Amerika ganz anders. Da sagt man, du hast es versucht, du bist gescheitert. Versuch es noch mal." Ein Umdenken, das er sich auch für Deutschland wünscht. "Es fehlt der Pioniergeist, auch mal etwas zu riskieren." Nur durch seine Risikobereitschaft hat es Thelen wieder bis ganz nach oben geschafft. Durch das Risiko und durch die Philosophie Skaten.

Typisch bönnsch

Das sagt Frank Thelen über Bonn:

An Bonn gefallen mir die Rheinländer als Frohnatur. Der Rhein mit einem hohen Lebenskomfort. Es ermöglicht ein schönes, entspanntes Leben.

Ich vermisse das Nachtleben und eine Technolgie- und Start-up-Szene. Die werde ich aber auch nicht schaffen können.

Mein Lieblingsplatz ist das Yunico.

Typisch bönnsch ist ein bönnsches Bier mit einem halven Hahn.

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