Uni Bonn Forscher finden Dino-Embryonen

BONN · Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung eines Paläontologen der Universität Bonn hat die bislang ältesten Dinosaurier-Embryonen nachgewiesen.

 Der Dino-Embryonenentwicklung auf der Spur: Wissenschaftler Koen Stein (rechts) und Präparator Olaf Dülfer von der Uni Bonn beim Durchsägen eines Dinosaurierknochens im Labor.

Der Dino-Embryonenentwicklung auf der Spur: Wissenschaftler Koen Stein (rechts) und Präparator Olaf Dülfer von der Uni Bonn beim Durchsägen eines Dinosaurierknochens im Labor.

Foto: Uni Bonn/Lannert

Die in China entdeckten Exemplare des Lufengosaurus lebten im Unteren Jura vor rund 200 bis 190 Millionen Jahren. Anhand des Knochengewebes konnte Dr. Koen Stein, Wissenschaftler der Bonner Uni, zeigen, dass es sich bei den Fossilien um ein sehr frühes Entwicklungsstadium handeln muss. Erstaunlich seien das rasche Wachstum und die hohe Reproduktionsrate dieser chinesischen Dinosaurier, konstatiert er. Die Ergebnisse werden nun im renommierten Fachjournal "Nature" vorgestellt.

Reisfelder - so weit das Auge reicht. Das üppige Grün in der Nähe von Dawa in Südchina erhielt jedoch in den vergangenen Jahren durch Bauvorhaben an verschiedenen Stellen Kratzer. Ein Glück für die Wissenschaft: Bei Aushubarbeiten kamen kleine Knöchelchen zum Vorschein. "Die Vermutung lag nahe, dass es sich dabei um die Überreste von Dinosaurier-Embryonen handelt", sagt Stein, der am Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität arbeitet.

Zumal in dieser Gegend vorher Überreste von erwachsenen Tieren des Lufengosaurus gefunden worden seien. Die Lagerung der wenige Millimeter kleinen Wirbel- und sonstigen Knochen deute darauf hin, dass es sich um Nester mit Eiern dieser Dinosaurier handele.

Lufengosaurus gehört zu den ältesten Dinosauriern, die vergleichsweise noch wenig erforscht sind. Die Tiere maßen rund acht Meter in der Körperlänge und verfügten über einen langen Hals, teilte die Uni Bonn mit. Der Lufengosaurus war zumindest zeitweilig auf zwei Beinen unterwegs und hatte scharfe Zähne und Krallen - wahrscheinlich war er dennoch ein Pflanzenfresser.

Ein internationales und interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern aus Kanada, Taiwan, Australien und China untersuchte mit dem Paläontologen der Uni Bonn, ob es sich bei den bei Dawa gefundenen Knöchelchen tatsächlich um Lufengosaurus-Embryonen handelt.

Stein ist auf Paläohistologie spezialisiert, die das Gewebe der fossilen Lebewesen erforscht. Er untersuchte Dünnschnitte mehrerer, nur wenige Millimeter kleiner Wirbelknochen unter dem Mikroskop, die von rund 20 Embryonen unterschiedlicher Entwicklungsstadien stammen.

Kanalförmige Hohlräume durchziehen die Wirbel. "Sie beherbergten die Blutgefäße, die das wachsende Knochengewebe mit Nährstoffen versorgten", sagt Stein. Bei Jungtieren, die über ein rasches Wachstum verfügten, seien diese Hohlräume besonders groß. In langsamer wachsenden älteren Tieren verengen sich diese Kanäle, weil nicht mehr so viele Nährstoffe herangeschafft werden müssen. Von der Größe der Hohlräume im Wirbel lässt sich also ableiten, in welchem Entwicklungsstadium sich das Tier befunden hat.

Die von dem Bonner Paläontologen untersuchten Wirbel weisen besonders große Hohlräume auf. "Anhand dieser Momentaufnahme in der Entwicklung konnten wir feststellen, dass es sich bei den Fossilien um Embryonen in einem frühen Stadium handeln muss", sagt Stein. Reste von Eierschalen und fossilierter Knorpel im Innern der Wirbel stützen dieses Ergebnis.

Professor Robert R. Reisz von der University of Toronto Mississauga (Kanada) verglich spezifische Merkmale der Embryonen-Fossilien mit den Kennzeichen verschiedener Dinosaurier. Er kam zu dem Schluss, dass die Nester mit den Eiern bei Dawa von einer Dinosauriergruppe stammen, zu denen auch der dort häufiger gefundene Lufengosaurus gehört. "Dies eröffnet neue Einblicke in das Leben der Dinosaurier", sagt Reisz. "Erstmals konnten wir das Wachstum von Dinosaurier-Embryonen verfolgen. Unsere Ergebnisse leisten einen großen Beitrag zum besseren Verständnis von der Biologie dieser Tiere."

"Wir haben damit die bislang ältesten Dinosaurierembryonen nachgewiesen", sagt Stein. Darüber hinaus konnten die Forscher zeigen, dass Lufengosaurus sehr rasch gewachsen ist und sich häufig fortgepflanzt hat. Beides zusammen verschaffte diesen Dinosauriern einen Selektionsvorteil und erklärt, warum sie sich offensichtlich so weit über den Globus verbreitet haben.

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