Gedenkgottesdienst nach Todesfall Forderungen nach weiteren Ermittlungen im Fall Jens Bleck

Bonn · Pfarrer Siegfried Eckert und eine Privatinitiative fordern, den Fall des toten Studenten Jens Bleck neu aufzurollen. Sechs Jahre liegt der unaufgeklärte Tod des Studenten zurück. Nach einem Disko-Besuch war er verschwunden, einige Wochen später wurde seine Leiche im Rhein gefunden.

Ein Gedenkgottesdienst in der Kreuzkirche (Archivbild).

Ein Gedenkgottesdienst in der Kreuzkirche (Archivbild).

Foto: Benjamin Westhoff

Sechs Jahre nach dem bisher unaufgeklärten Tod von Jens Bleck lädt Pfarrer Siegfried Eckert für Donnerstag, 5. Dezember, ab 18.30 Uhr zu einem Gedenk- und Klagegottesdienst in die Friesdorfer Pauluskirche ein. Bei dieser Gelegenheit wollen Jan Maresch und Änne von Bülow, die Gründer der privaten Initiative Jens Bleck, einen neuen Spendenaufruf starten. Mit dem Geld soll eine Online-Petition an Landesjustizminister Peter Biesenbach finanziert werden, die Ermittlungen im Fall Bleck nochmals aufzurollen.

Auch sechs Jahre danach lässt der Fall viele Menschen in Bonn nicht los“, erklärt Eckert, der Blecks Eltern seither seelsorgerisch betreut. Er sieht den Gottesdienst durchaus als politische Veranstaltung. Ihm selbst seien schließlich nur zweimal im Leben Zweifel am deutschen Rechtsstaat gekommen – beim Umgang mit den Anti-Atom-Protesten in Wackersdorf und im Fall Bleck.

Der Jurastudent Bleck war in der Nacht zum 9. November 2013 nach einem Besuch der Bad Honnefer Diskothek „Rheinsubstanz“ verschwunden. Wochen später wurde die Leiche des 19-Jährigen Köln aus dem Rhein geborgen. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten ein Kapitalverbrechen zunächst ausgeschlossen. Erst verspätet begannen sie mit Ermittlungen und stellten diese bald ohne Ergebnis ein.

 Der Student Jens Bleck ist im Alter von 19 Jahren ums Leben gekommen.

Der Student Jens Bleck ist im Alter von 19 Jahren ums Leben gekommen.

Foto: Privat

Dabei waren schon früh zahlreiche Ungereimtheiten bekannt geworden. So hatte der stark aus der Nase blutende Bleck am Abend seines Verschwindens mehrfach Streifenpolizisten um Hilfe gebeten. Wichtige Zeugen wurden erst ein Jahr später befragt. Erst der Druck der Öffentlichkeit führte auf Anweisung der Generalstaatsanwaltschaft Köln zur Wiederaufnahme des Verfahrens. Am 3. Mai 2019 wurde es erneut eingestellt. Derzeit liegt der Fall im Beschwerdeverfahren bei den Kölner Generalstaatsanwälten. Man werde sich daher nicht dazu äußern, erklärt der Bonner Behördensprecher Robin Faßbender auf Anfrage des GA.

GA-Chefreporter Wolfgang Kaes hat die Umstände für seinen Roman „Endstation“ (Rowohlt Verlag) minutiös rekonstruiert. Er legt darin Bezüge zur organisierten Kriminalität in Bonn und Köln nahe. Auch der Verdacht steht im Raum, Ermittlungen seien möglicherweise bewusst unterdrückt worden. „Nach der Lesung hier in der Pauluskirche am 8. November entstand die Idee, gewissermaßen in einem letzten Versuch mit einer Petition doch noch Licht in diesen Fall zu bringen“, erklärt Eckert.

Schon 2017 hatten die Initiatoren 17.000 Euro als Belohnung für Hinweise gesammelt. Da die Staatsanwaltschaft das private Geld dafür nicht annehmen durfte, sei es einem wesentlichen Zeugen übergeben worden, berichtet Eckert. Auch der WDR wird die Aufklärungsarbeit unterstützen. Wie Eckert berichtet, wird sich in einer TV-Sendung am 3. Januar neben Autor Kaes auch der Vater von Jens Bleck erstmals öffentlich zu Wort melden.

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