Reformationstag Flammender Appell für die Akademie

BONN · Einen flammenden Appell, als Evangelische Kirche durchaus politisch Stellung zu beziehen, sandte am Freitagabend Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, in den Bonner Reformationsgottesdienst.

"Zu keiner Zeit war zu trennen, was zusammengehört: Das Theologische ist auch immer politisch", predigte der prominente Gast aus Fulda von der Kreuzkirchenkanzel. Es brauche angesichts der weltpolitischen Lage, angesichts des Nahost-Konflikts immer wieder Wächter, die den Menschen mit Gott unablässig in den Ohren lägen. "Wo waren wir und wo sind wir Wächter, wenn der Antisemitismus seine unverschämte Fratze zeigt?", fragte Ueberschär. Wo seien aber auch die Protestanten, die in Vorbereitung zum Reformationsjahr 2017 ehrlich sagten, dass die judenfeindlichen Äußerungen Martin Luthers durch nichts zu entschuldigen seien? Die Sehnsucht nach Frieden sei allein die Botschaft der Bibel.

In Zeiten, in denen die Krise zum Normalzustand geworden sei, seien diese Wächter-Orte wichtiger denn je, führte die Generalsekretärin und Theologin aus. Und dann setzte sie mit deutlichem lokalen Bezug zu einer Breitseite für die Evangelischen Akademien an. "Wachrüttelnde, klärende Debatten finden sicher in Gemeinden statt, aber sie werden auch geführt auf Kirchentagen und in den Evangelischen Akademien", machte Ueberschär auf der Kanzel deutlich. Kein Wunder, dass beide den gleichen Ursprung hätten. "Kirchentage und Evangelische Akademien sind Wächter-Orte und wache Orte, an denen die politischen Auswirkungen theologischen Denkens hochgehalten werden", so Ellen Ueberschär. Wie berichtet, muss die Rheinsche Evangelische Akademie auf dem Heiderhof, werden die landeskirchlichen Sparpläne Realität, nicht nur Bonn verlassen, sondern letztlich auch um ihre Existenz bangen.

Auch der Bonner Superintendent Eckart Wüster betonte die politische Aufgabe der Kirche in seiner Rede beim Empfang nach dem Gottesdienst und stellte die Sorge für die in Bonn weilenden Flüchtlinge in den Fokus. Diese nicht selten traumatisierten Menschen stellten Bonn vor eine große Herausforderung. "Ich bin aber davon überzeugt, dass wir auch bereichert werden durch Menschen, die zu uns kommen", sagte Wüster. Das werde nicht problemlos und konfliktfrei geschehen. "Aber alles wird davon abhängen, in welchem Geist wir diesen Menschen begegnen", so Wüster.

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