Kritik an Nike Wagner Festspielhaus: Grünberg hofft auf Landesbeteiligung

BONN · Der Landtagsabgeordnete Bernhard von Grünberg (SPD) gibt die Hoffnung nicht auf, dass das Land NRW sich an den Betriebskosten eines Beethoven-Festspielhauses in Bonn beteiligen könnte. "

 "Entscheidend ist, wie die Betriebskosten gedeckt werden können Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner

"Entscheidend ist, wie die Betriebskosten gedeckt werden können Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner

Foto: Horst Müller

"Wir bleiben im Gespräch", sagte er gestern. "Ich gehe weiter von einer Beteiligung des Landes aus." Alternativ sei aber auch denkbar, dass Düsseldorf mit Blick auf das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 einzelne Konzert- oder Veranstaltungsreihen fördere. Solche Projektmittel sind keine festen Zuschüsse, sondern müssen immer wieder neu und im Einzelfall bewilligt werden.

Das NRW-Kulturministerium hatte auf Anfrage mitgeteilt, das Land könne sich aus Gründen der Gleichbehandlung mit anderen Städten nicht am Betrieb eines Festspielhauses beteiligen. Das könnte auch Auswirkungen auf die Auszahlung der 39 Millionen Euro haben, die der Bund für die geplante Betriebsstiftung reserviert hat. Der SPD-Politiker von Grünberg wird beim Versuch, die rot-grüne Landesregierung umzustimmen, nicht auf seine Parteigenossin Renate Hendricks (SPD) zählen können.

Sie sieht das Festspielhausprojekt kritisch. "Für mich ist die Haltung des Landes nachvollziehbar", erklärte die Landtagsabgeordnete. "Aufgrund des geänderten Kulturnutzungsverhaltens haben wir schon Schwierigkeiten, die bestehenden Angebote in NRW ausreichend auszulasten." Der Bonner FDP-Landtagsabgeordnete Joachim Stamp bleibt trotzdem optimistisch. "Das Festspielhaus ist realisierbar, wenn ein Ruck durch die Reihen potenzieller Spender geht", so Stamp. "Es wird am Ende auch für den Bund davon abhängen, wie viel privat zusammengetragen werden kann."

Für die Bonner Grünen kommt die Absage aus Düsseldorf nicht überraschend. "Das Land hat nie eine Zusage gemacht", betonte die kulturpolitische Sprecherin Ros Schadt. Sie kritisierte, dass Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch die ablehnende Haltung des Landes schon lange kenne, sie aber nicht öffentlich gemacht habe. Die Linkspartei, die das Festspielhaus ebenso wie die Grünen ablehnt, forderte gestern, das Projekt "zu den Akten zu legen".

Besorgt reagiert Stephan Eisel, Vorsitzender des Vereins Bürger für Beethoven, unterdessen auf die skeptische Haltung von Beethovenfest-Intendantin. Nike Wagner hatte in einer Rede vor dem Bonner Medien-Club auf mögliche finanzielle Risiken bei Betrieb eines neuen Konzerthauses hingewiesen. Ohne "angemessenen Konzertsaal" könne Bonn kein Profil als Beethovenstadt gewinnen, hielt Eisel dagegen. Ein "Millionengrab" sei nicht das Festspielhaus, sondern die Beethovenhalle, die für 30 Millionen Euro umgebaut und saniert werden soll: "Das ist doppelt so viel wie der städtische Beitrag zum Festspielhaus."

Malte Boecker, Direktor des Beethoven-Hauses nahm die Nachricht aus Düsseldorf gelassen. "Das Land vertritt seine Position zum Festspielhaus seit längerem sehr konsistent", sagte er. Auch wenn NRW ursprünglich eine Förderung in Aussicht gestellt habe, sei die Position angesichts der sich verengenden finanziellen Gestaltungsspielräume nachvollziehbar. Nike Wagners Anmerkungen sieht er hingegen kritisch. "Bis heute habe ich kein Betriebskonzept für das Festspielhaus gesehen. Deshalb halte ich es persönlich für verfrüht, die wirtschaftliche Belastbarkeit des Vorhabens öffentlich zu kommentieren."

Ähnlich sieht das Wolfgang Grießl ("5000 für Beethoven"): "Ich hätte mir gewünscht, dass sie vorher mit den Leuten spricht, die den Businessplan erstellt haben", sagte er. Und Monika Wulf-Mathies ergänzte für die Festspielhausfreunde: "Ich finde es enttäuschend, dass Frau Wagner die Chancen nicht sieht, die das Festspielhaus auch für das Beethovenfest bringt. Wir hoffen sehr, dass sie ihre Meinung noch ändert." Was die NRW-Zuschüsse für die Betriebsstiftung angeht, hofft sie weiter auf ein "positives Ergebnis".

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