Namen-Jesu-Kirche Fernsehteam drehte im Bonner Glockenturm

BONN · Bei diesen Glockenspielern ist noch alles Handarbeit. Andreas Dziewior und Matthias Braun machen Musik mit Kirchenglocken. Das nennt sich "Beiern" und ist eine rheinische Besonderheit. Dafür hat sich jetzt auch das Fernsehen interessiert. Das Fernsehteam von "Wissen macht Ah!" hat den beiden 25-Jährigen beim Bedienen der Glocken in der Namen-Jesu-Kirche zugesehen.

 Hinter den Kulissen: Matthias Braun und Andreas Dziewior (von links) zeigen dem Kamerateam, wo die Glocken hängen.

Hinter den Kulissen: Matthias Braun und Andreas Dziewior (von links) zeigen dem Kamerateam, wo die Glocken hängen.

Foto: Andreas Dyck

Als Dziewior und Braun die Glocken zum Klingen bringen, wird es laut. So laut, dass das Fernsehteam schließlich zur Apotheke läuft, um sich Ohrenstöpsel zu kaufen. "Unseren Zuschauern wollen wir erklären, wer eigentlich die Kirchenglocken läutet", erklärt Autorin Natascha Breuers. Wann der Beitrag zu sehen ist, sei aber noch unklar.

Während Kameramann und Autorin im engen Gebälk des Südturms der Kirche um jede Kameraeinstellung kämpfen, hantieren die beiden Glockenspieler mit Seilen und Schlaufen, um die drei Glocken der Kirche zu bedienen. Eigentlich werden heutzutage nahezu alle Kirchenglocken automatisch bedient. Motor, Seilzug und Computer haben das Läuten per Muskelkraft ersetzt.

Nicht so beim so genannten "Beiern". Hierbei werden Glocken und Klöppel so eingespannt, dass sich komplexere Melodien und Rhythmen spielen lassen. Da der Klöppel nur eine Handbreit von der Glockenwand festgebunden wird, trifft er relativ schnell auf sie, sobald Dziewior mit Händen und Füßen an den Seilen zieht.

"Damit kann man ganz gezielt Melodien mit den Glocken spielen", so Dziewior. Der Bonner Theologiestudent und Glockensachverständige beierte in der Namen-Jesu-Kirche erstmals in der Vorweihnachtszeit. "Die Menschen sind sogar stehen geblieben und haben das Glockenspiel mit ihren Handys aufgenommen", erzählt er.

Das Beiern hat im Rheinland eine lange Tradition. Die Ursprünge lassen sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen. "Das kennt man in vielen Dörfern im Köln-Bonner Raum", so Dziewior. In einigen Regionen würden Kirchen auf dem Berg und im Tal gar miteinander Musik machen. "Eine Kirche spielt etwas, und die andere antwortet darauf", so der Student.

Die Glocken der Namen-Jesu-Kirche wurden auch deshalb ausgesucht, weil sie relativ neu sind. Erst 2011 wurden sie gegossen. "Wir haben hier sehr telegene Glocken", sagt Breuers schmunzelnd. Allerdings hängt in der Kirche in der Bonngasse auch die älteste Glocke Bonns, eine Brandglocke aus dem Jahr 1535. Auf ihr wird jedoch nicht gebeiert, doch jeden Abend pünktlich um 22 Uhr läutet sie den Tag aus.

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