Kommentar zum Unfall auf Pützchens Markt Fehlende Empathie

Meinung | BONN · Bei Pützchens Markt hat sich ein städtischer Mitarbeiter im Dienst schwer verletzt. Das war der Stadt keine Erwähnung wert. Sie hätte mehr Fingerspitzengefühl an den Tag legen können, meint unser Autor.

Ein städtischer Mitarbeiter verunglückt in Ausübung seines Dienstes auf einer Zufahrtsstraße zu Pützchens Markt. Und das hat nichts mit der Großkirmes Pützchens Markt zu tun? Das kann man so sehen, muss man aber nicht. Der besagte Mitarbeiter des Ordnungsamtes – zuständig eben für die Großkirmes – hatte morgens am Eröffnungsfreitag die Sperrungen der Zufahrtsstraßen kontrollieren wollen, als er von einem Auto angefahren und dabei schwer verletzt wurde.

Das war der Stadt Bonn kein Wort der Erwähnung wert. Obwohl der Unfall hinter den Kulissen natürlich den internen Einsatzplan durcheinander wirbelte. War der Job des 54-Jährigen so unwichtig, dass er nicht erwähnt werden sollte, oder fehlt es da einfach an Empathie? Eine Mitteilung an die Öffentlichkeit und vielleicht das Wörtchen „bedauerlich“ hätten schon gereicht. Stattdessen überkommt einen das Gefühl, dass die Stadt Bonn alles unternommen hat, um der positiven Berichterstattung über Pützchens Markt ja keinen Kratzer zuzufügen. Zu einer Großkirmes mit neuem Besucherrekord passen schlechte Nachrichten wohl nicht.

Als im vergangenen Jahr ein Arbeiter beim Abbauen des Riesenrads tödlich verunglückte, waren der Schock und die Anteilnahme groß. Dass die Stadt nun argumentiert, der Unfall sei außerhalb des Marktgeländes passiert und habe nichts mit Pützchens Markt zu tun gehabt, ist eine Schutzbehauptung, die kein gutes Licht auf den öffentlichen Arbeitgeber wirft. Falls so etwas noch einmal passieren sollte – was natürlich nicht zu wünschen wäre – , ist jedenfalls viel Luft nach oben.

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