Bilanz Blitzmarathon in Bonn Fast doppelt so schnell wie erlaubt

Bonn · 6755 überprüfte Fahrzeuge und 447 teils gravierende Tempoverstöße – so die Bilanz des zweiten europaweiten Blitzmarathons der Bonner Polizei am Donnerstag.

 An der Messstation am Endenicher Flodelingsweg stellte die Polizei am Nachmittag nur wenige Tempoverstöße fest.

An der Messstation am Endenicher Flodelingsweg stellte die Polizei am Nachmittag nur wenige Tempoverstöße fest.

Foto: Jens Kleinert

„Unabhängig von der Frage, wer den Verkehrsunfall verursacht hat, entscheidet die gefahrene Geschwindigkeit über die Unfallfolgen“, sagte Alberto Coppola, Leiter der Direktion Verkehr. Gemeinsam mit seinem Kollegen Siegfried Weber, tätig im verkehrspolizeilichen Opferschutz, stand er der Presse am Mittag an der Messstation auf dem Ennert Rede und Antwort.

Den Platz wählte die Polizei bewusst. Im November 2012 ereignete sich dort ein schwerer Unfall, bei dem ein damals 60-Jähriger die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und auf der Gegenspur mit einem anderen Auto kollidierte. Beide Fahrer wurden schwer verletzt. Ursache laut Polizei wie zumeist: unangepasste Geschwindigkeit.

„Ich hatte zuletzt noch Kontakt zu dem Unfallopfer“, so Weber, der 2013 seine derzeitige Tätigkeit begann und nun Opfer, aber auch Verursacher von Unfällen betreut – „bei der Vermittlung von Ärzten, von psychologischem und juristischem Beistand, aber auch im Umgang mit dem Amt können wir manches beschleunigen“, sagt er. Noch heute leide das nun 59-jährige Opfer in Folge des Unfalls unter finanziellen Problemen. Seinen Beruf sowie den für ihn wichtigen Sport könne der Mann nach mehreren Brüchen nicht mehr ausüben. Auch der Verursacher habe mehrere Operationen und Reha hinter sich.

Raserin hat sich im Datum für den Blitzmarathon vertan

16 146 Unfälle mit 2045 Leicht-, 269 Schwer- sowie zwölf tödlich Verletzten registrierte die Bonner Polizei im vergangenen Jahr. Damit es weniger werden, beteiligte sie sich von sieben bis 20 Uhr mit rund 40 Beamten am Blitzmarathon. „Wir haben die Wunschvorstellung, die Leute auf die erlaubte Geschwindigkeit zu automatisieren“, so Coppola.

Am Endenicher Flodelingsweg, wo Einsatzkräfte am Nachmittag auf Wunsch mehrerer Anwohner „laserten“, stellte die Polizei in der ersten halben Stunde nur vier Tempoverstöße fest. „Das ist wenig für diese Uhrzeit“, sagte ein Polizeibeamter. Eine junge Frau aber hatte etwas durcheinandergebracht: „Als wir sie wegen ihrer Geschwindigkeit anhielten, ärgerte sie sich. Sie sagte, sie habe vorher alle Messstellen auswendig gelernt, sich dann aber mit dem Datum des Marathons vertan“, berichtete der Polizist.

Negative Rekorde gab es auf der Oberkasseler Straße in Ramersdorf und auf der L 286 in Königswinter-Sandscheid: Dort wurden ein 25-Jähriger mit 59 bei erlaubten 30 Stundenkilometern sowie eine 49-Jährige mit 89 statt wie erlaubt mit 50 Stundenkilometern geblitzt.

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