GA-Serie: Sicher leben Fast die Hälfte der Schüler von Cybermobbing betroffen

Bonn · Smartphones sind der ständige Begleiter vieler Kinder und Jugendlicher. Die moderne Technik ermöglicht neue Arten von Missbrauch, wenn ihre Nutzer nicht aufpassen. Eine Universitätsstudie untersucht die Situation an Bonner Schulen.

 Ein Selfie (nicht nur) für die Freunde: Viele Kinder versenden über ihr Handy leichtfertig Bilder, die ihnen schaden könnten.

Ein Selfie (nicht nur) für die Freunde: Viele Kinder versenden über ihr Handy leichtfertig Bilder, die ihnen schaden könnten.

Foto: Fotolia

Nacktbilder von der Ex-Freundin, die verbreitet werden. Gerüchte, die über Whatsapp wabern. Drohungen, die über digitale Kanäle laufen: Cybermobbing kann viele Facetten haben - und Kinder ebenso wie Jugendliche schwer belasten. Der Smartphone-Boom, der mittlerweile in den Grundschulen angekommen ist, hat die verschiedensten Auswüchse. Häufig geht es den Verursachern darum, sich in einer Gruppe zu behaupten. Wenn sie dabei andere mobben, fehlt oft das Unrechtsbewusstsein.

Die Situation an den Bonner Schulen beleuchtet die Juristin Juliane Weber vom Kriminologischen Seminar der Universität unter Leitung von Professor Torsten Verrel in einer empirischen Studie anlässlich ihrer Promotion - und zwar mit Unterstützung der Polizei. Sie untersucht an 31 von 39 weiterführenden Bonner Schulen das Phänomen Cybermobbing. 2113 Jugendliche haben Fragebögen ausgefüllt.

Fast alle haben Internet zu Hause, 94,6 Prozent besitzen ein eigenes Handy oder Smartphone. Drei Viertel der Jugendlichen nutzen täglich das Internet, vor allem den Chatdienst Whatsapp, die Videoplattform Youtube und das soziale Netzwerk Facebook. SMS, E-Mails und Blogs spielen kaum noch eine Rolle. Über die Hälfte der Mädchen und Jungen gibt an, dass ihre Eltern die Telefone gar nicht kontrollieren. Regelmäßig geschieht dies nur bei 72 der Befragten.

959 Schüler haben schon negative Erfahrungen gemacht

Laut der Umfrage ist 1154 Schülern (54 Prozent) noch nie etwas passiert. Aber immerhin 46 Prozent (959 Schüler) haben schon negative Erfahrungen gemacht. Bei den Opfern fanden mehr als ein Drittel das Cybermobbing gar nicht so dramatisch. Ein Viertel war allerdings wütend, neun Prozent haben sich geschämt. Verzweiflung überwiegt nach Webers Einschätzung dann, wenn Jugendliche wiederholt gemobbt werden. Drangsalieren in der Schule, das gab es zwar auch früher. Zumindest zu Hause hatten die Betroffenen aber Ruhe. Der Unterschied: Heute ist man in der Onlinewelt 24 Stunden lang Opfer.

Bei den 959 Mobbingfällen aus der Studie wurden 16 Strafanzeigen erstattet, 15 Jugendliche wechselten wegen Cybermobbings die Schule. Viele gaben auch zu, selbst als Täter gemobbt zu haben. Die Zahlen entsprechen bei allen Fällen in etwa denen der Opfer - was auf ehrliche Angaben schließen lässt.

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