Haus lagert in Fabrikhalle Fachwerk sucht Grundstück

BONN · Fachwerkliebhaber sind ein besonderes Völkchen, nehmen für das Objekt ihrer Liebe einiges in Kauf: Der Charme der historischen Bausubstanz und die Ansprüche modernen Wohnens sind oftmals nur mit Kompromissen zusammenzubringen - außerdem stehen die Traumobjekte selten dort, wo man seinen Lebensmittelpunkt hat.

 Demontiert und eingelagert: Im hessischen Rockensüß stand dieses zweigeschossige Eichenfachwerkhaus aus dem Jahr 1706, das abgerissen werden sollte.

Demontiert und eingelagert: Im hessischen Rockensüß stand dieses zweigeschossige Eichenfachwerkhaus aus dem Jahr 1706, das abgerissen werden sollte.

Foto: Privat/Kubik

Mit diesen Schwierigkeiten sahen sich auch Christine Sponholz und Erik van Leeuwenstijn konfrontiert, als sie damit begannen, ein altes Fachwerkhaus im Bonner Raum als neues Zuhause zu suchen.

Das haben sie inzwischen zwar gefunden, aber es liegt derzeit demontiert in einer Lagerhalle und wartet darauf, auf einem geeigneten Grundstück wiederaufgebaut zu werden. "Wir lieben einfach den Charme alter Häuser und ganz besonders den von Fachwerk", begeistert sich der aus Enschede stammende Leeuwenstijn.

"Leider haben wir aber in der Region kein geeignetes Objekt gefunden." Statt aufzugeben, entschied sich das Paar dann für eine eher ungewöhnliche Lösung: Im hessischen Cornberg-Rockensüß (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) sollte ein zweigeschossiges Eichenfachwerkhaus aus dem Jahr 1706 abgerissen werden. Dieses ließen die beiden von einer Fachfirma kurzerhand demontieren und einlagern.

"Das Fachwerkhaus selbst hat uns nichts gekostet", erzählt Sponholz. "Schließlich konnte der Besitzer dank uns ja die Abrisskosten sparen." Nur für die Demontage und die Einlagerung hat das Paar bislang gut 100.000 Euro investiert. "Ein riesiger Vorteil ist, dass wir das Gebäude an moderne Wohnansprüche anpassen können - das wird jetzt ein richtig modernes Haus. Unser Ziel ist es, den KFW 100-Standard zu realisieren", sagt Leeuwenstijn. Sogar die Räume können die Bauherren neu einteilen.

Auch derzeit bewohnt das deutsch-niederländische Paar natürlich ein Fachwerkhaus: In Wachtberg, vor den Toren Bonns haben die beiden ein kleines Anwesen gemietet. "Als wir uns auf die Suche nach einer gemeinsamen Immobilie gemacht haben, war schnell klar, was wir beide wollten", erzählt Sponholz. "Das Wunschobjekt sollte im Raum Bonn liegen, da wir hier beruflich fest verankert sind."

Und dann kam ihnen der Zufall zu Hilfe: Das Paar besichtigte ein Haus in der Grafschaft, das beiden sehr gut gefiel. "Die Entfernung war uns aber dann doch zu groß", berichtet Leeuwenstijn. "Daraufhin erzählte uns der Besitzer, dass das Haus früher auch einmal woanders gestanden hätte und er es mit Hilfe einer Fachfirma transloziert, also versetzt hätte."

"Das fanden wir so spannend", erzählt seine Partnerin weiter, "dass wir uns ganz schnell über diese Firma und die Möglichkeiten, alte Häuser zu erstehen und an anderer Stelle wiederaufzubauen, informierten." Das Unternehmen hat viel Erfahrung insbesondere bei der Umsetzung von Häusern für Freilichtmuseen gesammelt.

Nur kurze Zeit später hatten sie "ihr" Fachwerkhaus dann gefunden. Das Gebäude war vollständig erhalten - nur kleine Teile der Konstruktion müssen beim Wiederaufbau ersetzt werden. Die Entscheidung, das Haus zu retten, obwohl sie noch keinerlei Aussicht auf ein Baugrundstück hatten, fiel binnen weniger Tage und war "daher eher eine Bauch- als eine Kopfentscheidung", lachen die beiden.

"Letztendlich überwog bei uns das Gefühl, dass es unendlich schade gewesen wäre, ein solch schönes und erstaunlich gut erhaltenes Gebäude mit einer so langen Geschichte abreißen zu lassen." Bei der Grundstücksuche hat die Gemeinde Wachtberg bereits Hilfestellung geleistet, aber da es sich nicht um ein Haus von der Stange handelt, ist ein entsprechendes Grundstück schwer zu finden. "40 mal 25 Meter wären ideal", skizziert das Paar sein Wunschgrundstück.

Aufgrund verschiedener Bauvorschriften kommt für die Translozierung nicht jedes Grundstück infrage: Das Areal sollte mindestens 800 bis 1000 Quadratmeter groß sein, eine zweigeschossige Bauweise ermöglichen und idealerweise im linksrheinischen Bonn oder Rhein-Sieg-Kreis liegen. Auch rheinnahe Lagen im rechtsrheinischen kämen infrage.

i Wer ein geeignetes Grundstück besitzt oder jemanden kennt, der über ein solches verfügt, kann sich per Mail an haus.cornberg@gmail.com an Leeuwenstijn und Sponholz wenden.

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