Vor 25 Jahren Explosion im Heizkraftwerk forderte sechs Tote in Bonn

Bonn · Vor 25 Jahren gab es eine Explosion im Heizkraftwerk-Nord in Bonn. Sechs Menschen starben damals. Ein historischer Rückblick.

Heißer Dampf steigt aus dem Dach des Heizkraftwerks.

Heißer Dampf steigt aus dem Dach des Heizkraftwerks.

Foto: GA-Archiv

Es ist 13.23 Uhr an diesem Mittwoch, 19. Oktober 1994: Ein ohrenbetäubender Knall schreckt Arbeiter und Anwohner der Karlstraße aus der Mittagspause. In den folgenden 60 Minuten stellt sich nach und nach klarer, was für eine Tragödie sich gerade im Heizkraftwerk-Nord abgespielt hat. Vier Menschen sterben. Es ist bis heute der größte Unfall in der Geschichte der Bonner Stadtwerke bleiben.

Um 13.24 Uhr alarmiert ein Mitarbeiter des Heizkraftwerks die Feuerwehr-Leitstelle: "Wir haben einen Unfall mit Heißdampf. Zwei Menschen sind verletzt." Wiederum 60 Sekunden später werden "fünf bis sechs Verletzte" gemeldet. Daraufhin eilen vier Notärzte und fünf Rettungswagen nach Endenich. Fast gleichzeitig werden drei Hubschrauber angefordert. Um 13.30 Uhr treffen die Rettungsmannschaften an der Unglücksstelle ein. Für vier Arbeiter kommt jede Hilfe zu spät, Tage später zwei weitere. Sie sind in 500 Grad heißem Dampf verbrüht, nachdem ein Rohr im Kessel geplatzt war und sich der Dampf blitzschnell ausgebreitet hatte. Aus dem Dach des Kraftwerks steigen unaufhörlich Dampfschwaden in den Himmel. Die Toten, die im Auftrag einer Firma für die Stadtwerke (SWB) gearbeitet haben, sollen nach GA-Informationen zwischen 46 und 56 Jahre alt sein. Kurz vor 15 Uhr geben der Betreiber der Anlage, die Stadtwerke, und die Polizei eine Pressekonferenz. Sieben Arbeiter, so der damalige SWB-Chef Reiner Schreiber, hätten in dem Kessel die Sicherheitsventile überprüft. Dann sei "etwas Unvorhergesehenes im Kessel passiert" und die Dampfleitung explodiert. Der Kessel habe unter einem Druck von 70 bar gestanden. Alles, was unter diesem Druck explodiert, komme einer Bombe gleich, so Schreiber. Weshalb das Rohr explodierte, konnte sich zu diesem Zeitpunkt niemand erklären. Nach dem Unfall wurde sofort nach den Ursachen geforscht, der Fehler bei den Stadtwerken, beim Tüv und im Alter der Anlage gesucht, die seit 1957 in Betrieb war.

Doch erst anderthalb Jahre später kommt durch ein Tüv-Gutachten heraus, das bis zum Unglückstag die Möglichkeit von Zersetzungserscheinungen in einem Steigrohr des Kessels nicht bekannt war. Das nahm man bis dahin nur für Fallrohre an.

 Für vier Arbeiter kommt jede Hilfe zu spät, zwei weitere sterben anschließend.

Für vier Arbeiter kommt jede Hilfe zu spät, zwei weitere sterben anschließend.

Foto: GA-Archiv

Im Laufe der Ermittlungen zeichnete die Staatsanwaltschaft ein umfangreiches Bild von dem, was sich an dem Tag im Kessel abspielte. Bei der Explosion hatten zwei Maurer und zwei Isolierer auf der Kesseldecke Reparaturen durchgeführt. "Sie wollten über die Treppe nach unten fliehen. Eigentlich wären sie dort in Sicherheit gewesen. Das aus dem geplatzten Rohr kommende Wasser schoss aber nicht nur nach oben, sondern wurde auch von einer zerborstenen Mauer nach unten gelenkt. Sie liefen in ihren Tod", so die Ermittler. Drei weitere Männer standen unterhalb auf einem Bedienungsstand, zwei von ihnen überlebten die Explosion ebenfalls nicht.

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