Wissenschaftszentrum Bonn Experimentierküche feiert Zehnjähriges

Bonn · Der Laborführerschein kann Türen in die Arbeitswelt öffnen. Das bestätigen sowohl Schulleiter als auch Unternehmer bei der Geburtstagsfeier im Deutschen Museum. Unterdessen fordert der Förderverein, das Deutsche Museum als Landeseinrichtung zu führen.

 Leon, Anna und Mirijam aus Klasse 9c der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule erforschen, wie sich Rotkohlsaft ent- und umfärben lässt.

Leon, Anna und Mirijam aus Klasse 9c der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule erforschen, wie sich Rotkohlsaft ent- und umfärben lässt.

Foto: Martin Wein

Warum kommen Apfelstücke in den Rotkohl? Mancher Küchenvorstand denkt vielleicht zuerst an den fruchtigen Geschmack. Aber erwünscht ist vor allem die Fruchtsäure, die den Kohl schön rot macht. Andernorts wird dasselbe Gemüse mit etwas Natron zum sprichwörtlichen Blaukraut. Erkenntnisse, die Anna, Mirjam, Leon und ihre Mitschüler aus der 9 c der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule seit Mittwoch vermutlich einigen Hausfrauen und -männern voraus haben. Sie durften mit Schürzen und Schutzbrillen zum zehnjährigen Bestehen der Experimentierküche einen Vormittag lang ins Deutsche Museum.

Kinder und Jugendliche auf die Spuren der Alltagschemie zu bringen, ist seit einem Jahrzehnt das Anliegen des etablierten Schülerlabors. Doch das Konzept, das 2007 mit inzwischen mehr als 700 000 Euro Fördergeld von der Telekom-Stiftung auf den Weg gebracht wurde, will mehr. Der damalige Stiftungsvorsitzende Klaus Kinkel habe ein Angebot für Kinder aus bildungsfernen Schichten schaffen wollen, berichtete Stiftungs-Projektleiter Johannes Schlarb.

Inzwischen sei die Experimentierküche der zentrale Lernort zur Bildung in Naturwissenschaften und Technik, freute sich Antonio Casellas, der Vorsitzende des Fördervereins. Gerade der angebotene Laborführerschein mit dem Zertifikatssiegel der IHK Bonn/Rhein-Sieg habe etlichen Jugendlichen den Weg in Unternehmen geebnet, die sonst dort keine Chance hätten.

Der Geschäftsführer von GKN Sinter-Metals hat schon wiederholt Schulabgänger mit der Zusatzqualifikation in sein Unternehmen geholt. Rolf Hoffmann, seinerzeit Lehrer an der Katholischen Hauptschule St. Hedwig, setzte als einer der ersten auf das neue Angebot, weil die Schule keinen Chemielehrer hatte – und die Sicherheitsanforderungen so groß, dass sich andere Kollegen nicht trauten, erinnert er.

Man schickte deshalb die Hedwig-Schüler viermal jährlich zum Experimentieren ins Museum. 2324 Museumsbesuche seiner Schüler hat Hoffmann von 2009 bis 2016 dokumentiert und spricht erfreut von einer regelrechten Metamorphose. „Ich bringe pubertierende Jugendliche hin und bekomme zur Verleihung des Laborführerscheins adrett gekleidete, verantwortungsbewusste junge Erwachsene zurück. Einfach toll!“

Die große Leistung des Museums für einen guten Schulunterricht würdigte auch Ralph Ballast von der Kölner Bezirksregierung. Guter naturwissenschaftlicher Unterricht sei durch die teils mangelhafte Ausstattung der Schulen erschwert. Im Gegenzug sah er sich mit Forderungen des Fördervereins und der Lehrerschaft nach einer Beteiligung des Landes am Deutschen Museum konfrontiert. „Ich sehe das Deutsche Museum von seiner Aufgabe her langfristig als Landesmuseum“, sagte Casallas. Demnächst will er mit dieser Forderung in Düsseldorf vorstellig werden.

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