Alexandra Roth Ex-Bonna wurde Opfer von K.O.-Tropfen

Bonn · Gerade noch fröhlich geschunkelt und im nächsten Augenblick vollkommen wehr- und willenslos: Alexandra Roth erlebte den Alptraum, den viele Frauen fürchten. Während einer fröhlichen Kneipentour zum Karnevalsauftakt 2018 wurden der 41-Jährigen offenbar K.O.-Tropfen ins Kölsch geschüttet. Mit einer Kampagne geht sie nun in die Offensive.

 Alexandra Roth macht mit gelben Bändchen auf die Gefahr von K.O.-Tropfen aufmerksam.

Alexandra Roth macht mit gelben Bändchen auf die Gefahr von K.O.-Tropfen aufmerksam.

Foto: GA/Benjamin Westhoff

"Ich kann mich an nichts mehr erinnern und habe einen absoluten Filmriss", erzählt die Mutter zweier Töchter. Ihr Glück: Die ehemalige Bonna, die in der Session 2017/2018 als Alexandra III. regierte, war nicht allein. "Ich war mit Freunden unterwegs, die sofort erkannt haben, dass mit mir etwas nicht stimmt und mich nach Hause und damit in Sicherheit gebracht haben", berichtet sie. Niemals hätte sie gedacht, dass ihr so etwas einmal passiert. "Offenbar suchen sich die Täter nicht nur junge Frauen aus. Heute weiß ich, dass es jede treffen kann."

Alexandra Roth verkroch sich nach dieser Erfahrung jedoch nicht. "Natürlich war ich geschockt und habe mich geschämt. Aber es ist mir wichtig, dass ich andere für dieses Thema sensibilisiere und potenzielle Täter gleichzeitig abschrecke. Deshalb gehe ich nun in die Offensive", sagt die Ex-Prinzessin.

Gelbe Armbänder als Zeichen

"Das ist für mich nun eine Herzensangelegenheit." Sie startete daher die Kampagne NO! K.O. - Geh auf Nummer sicher". Neben Informationsflyern wird sie leuchtende Armbändchen und Pins verkaufen. Erstmals werden sie am 11.11. auf dem Bonner Marktplatz für einen Euro angeboten. Der Gewinn der gesamten Aktion geht an den Opferschutz-Verein Weißer Ring.

"Aufklärung ist das wichtigste überhaupt. Wenn man das Bändchen trägt, dann erinnert man sich hoffentlich immer daran, sein Glas stets im Auge zu behalten. Und Täter sehen, dass da jemand steht, dem die üble Masche mit den K.O.-Tropfen bekannt ist", ist sie überzeugt. Nach wie vor ist es schwierig nachzuweisen, dass einer Frau entsprechende Betäubungsmittel verabreicht wurden. Der Wirkstoff ist in der Regel nur 24 Stunden lang nachweisbar, und in dieser Zeit sind die Betroffenen meist nicht ansprechbar.

Auch Alexandra Roth hat zu Hause erst einmal stundenlang geschlafen. "Als ich wieder wach wurde, war es bereits zu spät für einen Test", sagt sie. "Der beweiskräftige chemisch-toxikologische Nachweis ist vielfach nicht mehr möglich", erklärt Frank Piontek von der Bonner Polizei. "Aus den Jahren 2018 und 2019 ist daher kein Fall bekannt, in dem die Verabreichung von K.O.-Mittel nachgewiesen werden konnten", so der Polizeisprecher.

Thema ist das ganze Jahr aktuell

"Viele betroffene Frauen sind überhaupt nicht in der Lage, sich sofort in ärztliche Behandlung zu begeben", beobachtet auch Conny Schulte vom Bonner Verein Frauen gegen sexualisierte Gewalt. Dabei gebe es auch immer wieder Fälle, in denen Frauen aufgrund der Dosierung in akuter Lebensgefahr schweben. "Wenn möglich, raten wir Betroffenen, das Angebot anonymer Spurensicherung in Krankenhäusern für eine verwertbare Befunddokumentation in Anspruch zu nehmen", so Schulte. "Ebenso wichtig ist die psychologische Hilfe, die wir Frauen nach Sexualdelikten anbieten."

Alexandra Roth weiß bis heute nicht, wie ihr die K.O.-Tropfen verabreicht wurden. "Ich bin eigentlich immer sehr vorsichtig. Wahrscheinlich habe ich ein Bier aus einem Kranz genommen", vermutet sie. "Ich war wohl ein Zufallsopfer."

Wichtig ist ihr allerdings, dass dieses Thema nicht allein die "jecke Zeit" betrifft. "Ich möchte nicht, dass der Karneval ins schlechte Licht gerückt wird - es ist ein Thema, das 365 Tage im Jahr vorherrscht. Wenn man gemeinsam feiert, dann geht man auch zusammen nach Hause und man achtet aufeinander", sagt sie. "Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht, aber ich will, dass man aufmerksam ist."

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