Bönnsch-Kolumne Et Sauferke von nebenan

Bonn · Georg Cornelissen ist Sprachforscher beim Landschaftsverband Rheinland (LVR). Für den GA schreibt er über das Bönnsch, das man zu Beethovens Zeiten sprach – passend zum 250. Geburtstag des Komponisten.

 Georg Cornelissen, Sprachforscher beim Landschaftsverband Rheinland (LVR), mit einer Beethovenfigur auf dem Münsterplatz.

Georg Cornelissen, Sprachforscher beim Landschaftsverband Rheinland (LVR), mit einer Beethovenfigur auf dem Münsterplatz.

Foto: LVR

Ein „Dreckspatz“ oder ein „Schmutzfink“ sind, wenn keine Vögel gemeint sind, Personen, die es an Sauberkeit fehlen lassen. Im Bönnschen kann das ein „Dreckhammel“ sein; beim „Dreckspüngel“ wird der schmutzige Eindruck noch dominanter. Ein „Sauferke“ kommt der „Drecksau“ schon nahe. Damit wären wir längst beim bönnschen Schimpfwortkatalog angelangt.

„Bonnes“ gehört ebenfalls dazu, auch wenn viele dieses Wort nicht mehr kennen. Der „Bonnes“ war einmal der kleinste Knecht oder die unterste Magd auf einem Bauernhof: Er oder sie musste den Schweinestall säubern; was das für die Arbeitskleidung bedeutete, kann man sich gut vorstellen. „Bonnes“ ist oder war in einer landwirtschaftlich geprägten Welt angesiedelt, mancherorts in der Eifel wurden Kälber bestimmter Größe so genannt. Das „Rheinische Wörterbuch“ informiert, dass „Bonnes“ im Raum Bonn früher auch ein „dicker, draller, kleiner Junge“ sein konnte. Wer von der unteren Sieg stammt, kennt „Bonnes“ vielleicht als Bezeichnung für einen vertrockneten Nasenpopel.

„Bonnes“ wurde mit einem geschlossenen o ausgesprochen, nicht mit einem offenen o wie in „Tonne“ oder „Sonne“; dieses geschlossene o tendiert schon zum u, mancherorts war auch „Bunnes“ zu hören. Was viele Einwohner*innen Bonns heute nicht mehr wissen: Auch der Name „Bonn“ wurde früher mit diesem anderen o artikuliert, das wir im Hochdeutschen fast nur als langen Vokal kennen: „oben“, „Sofa“, „wohnen“.

Wer hören will, wie „Bonn“ zu Beethovens Zeiten im Dialekt klang, dem sei folgende kleine Übung empfohlen: Man beginne mit „Bohne“, lasse das e weg und verkürze dann den Vokal: „Bonn“! Sollte nun allerdings jemand fragen, ob sich „Bonnes“ vielleicht von „Bonn“ ableitet, müsste er sich den Vorwurf linguistischer Nestbeschmutzung gefallen lassen.

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