Interview mit dem Bonner Planungsdezernenten "Es zeigt, dass Bonn auch hoch komplizierte Bauvorhaben auf die Reihe bekommt"

Seit Mai 2016 ist Helmut Wiesner Planungsdezernent in Bonn. Der Diplom-Ingenieur kam aus Troisdorf nach Bonn und hat mit dem Bahnhofsvorplatz ein Projekt mit jahrzehntelanger Vorgeschichte übernommen. Mit ihm sprach Philipp Königs.

Der Abriss der Südüberbauung hat zugleich die Umgestaltung vor dem Bonner Hauptbahnhof eingeleitet. Welche Bedeutung hat dieser Schritt für die Stadt?

Helmut Wiesner: Faktisch und symbolisch ist das ein wichtiger Schritt. Wenn man es stadthistorisch betrachtet, heilen wir nun endlich eine schwere Wunde, die seinerzeit beim U-Bahn-Bau der Stadt zugefügt wurde. Damit beginnt eine notwendige Stadtreparatur. Das ist nicht nur wegen der zentralen Lage von großer Bedeutung für die Stadt: Ten Brinke investiert 100 Millionen Euro in das Maximilian-Center, auf dem Nordfeld werden die "Developer" aus Düsseldorf mindestens ebenso viel investieren. Wir können froh sein, Leute gefunden zu haben, die an dieser Stelle anpacken.

Welche Impulse erwarten Sie?

Wiesner: Es ist das Eingangstor zur Stadt, vor allem für diejenigen, die mit der Bahn in unserem historischen Bahnhof ankommen. Wir werden nach der Fertigstellung eine völlig neue Situation haben. Das "Bonner Loch" wird verschwinden. Die Stadt bringt sich mit einer Umgestaltung des Zentralen Omnibusbahnhofs ein und auch die Bahn investiert in den Hauptbahnhof. Für die Bürger, aber auch für künftige Investoren ist das ein wichtiges Signal. Und es zeigt, dass Bonn auch hoch komplizierte Bauvorhaben auf die Reihe bekommt. Bonn wird sich anschließend mit einer ganz anderen Visitenkarte zeigen.

Die nächsten Jahre wird dort Baustelle sein. Sehen Sie verkehrstechnisch betrachtet alles auf einem guten Weg?

Wiesner: Zum jetzigen Zeitpunkt ja. Ich bin auch guter Dinge, dass wir das über die gesamte Bauzeit hinbekommen werden. Das ist aber ein dynamischer Prozess. Wir wissen beispielsweise noch nicht genau, wann "Urban Soul" auf dem Nordfeld beginnt, die Bauanträge liegen uns noch nicht vor. Die einzelnen Baustellenphasen bringen verschiedene Anforderungen mit. Die Verkehrsregelungen werden wir also immer wieder anpassen müssen. Es ist unser Ziel, sämtliche Einschränkungen immer frühzeitig zu kommunizieren.

Streitpunkt ist der Treppenaufgang zur Poststraße hin, weil er entgegen der Laufrichtung zur Innenstadt liegt. Der Rat fordert Alternativen zu den bisherigen Planungen.

Wiesner: Fakt ist, dass viele Möglichkeiten ernsthaft geprüft wurden, aber eine Mehrheit der Politik mit der gefundenen Lösung nicht leben kann. Jetzt müssen wir schauen, dass wir eine tragfähige Lösung finden. Wir werden nun kurzfristig das Gespräch mit dem Investor suchen und Alternativen prüfen.

Der Investor auf dem Nordfeld will auch ein Parkhaus mit Gewerbefläche an der Rabinstraße errichten. Wann wird das kommen?

Wiesner: Gegenüber den "Developern" haben wir den Wunsch geäußert, das Parkhaus möglichst schnell und zuerst zu bauen, auch um zukünftig die fehlenden Parkplätze auf dem Nordfeld und temporär wegfallende Stellplätze der Tiefgarage zu kompensieren. Aber wie gesagt, die konkreten Bauanträge liegen uns noch nicht vor.

Die Stadt selbst will den Zentralen Omnibusbahnhof umgestalten. Wann wird es da losgehen?

Wiesner: Im Nachlauf. Zum einen müssen wir gucken, dass wir das Umfeld mit Baustellen nicht überfordern. Ganz pragmatisch ist die Stadt aber auch auf Fördermittel des Nahverkehrs Rheinland (NVR) angewiesen und die sind vor 2019 nicht in Sicht. Insofern passt das zeitlich ganz gut zusammen. Es ergibt auch Sinn, in dieser zeitlichen Reihenfolge zu arbeiten, denn möglicherweise müssen auch Gleise und die Haltestellen der Straßenbahn für die Umgestaltung verlegt werden. Diese Planungen gehen wir jetzt schon an.

Wird die Straßenbahn während der Bauphase durchgehend fahren können?

Wiesner: Gegenüber den Investoren haben wir klargemacht, dass der öffentliche Nahverkehr funktionieren muss. Es ist nicht akzeptabel, dass der Bahnverkehr über lange Zeiträume eingeschränkt würde. Allerdings kann es vereinzelte Einschränkungen geben.

Springen wir mal auf die andere Seite des Hauptbahnhofs: Gehört der kommende Neubau mit Studentenwohnungen auch zur "neuen Visitenkarte" der Stadt?

Wiesner: Dieser Bereich gehört mit dazu. Die Radstation wird in diesen Neubau einziehen. Was den Verkehr betrifft, hat diese sichere Abstellmöglichkeit für Räder ebenfalls eine wichtige Bedeutung.

Wissen Sie schon, wie es mit dem alten Parkhaus daneben weitergehen wird?

Wiesner: Vonseiten der Bahn wissen wir, dass man auf die Fertigstellung des Wohnhauses warten möchte. Die Bahn überlegt noch, was dorthin kommt, aber es wird nicht zwingend ein Parkhaus sein. Ich denke, dass es an dieser Stelle zumindest wichtig wäre, einige Parkplätze zu erhalten, um zumindest jemanden mit Gepäck zum Zug bringen zu können. Das muss nicht zwangsläufig eine Dauerparkmöglichkeit sein.

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