Kommentar Es wird noch Jahre dauern

Nun liegt das Kind im Brunnen. Das Viktoriabad mit seinem einmaligen Glasfenster ist nach einem halben Jahrzehnt Leerstand baufällige Ruine, der zentrale Standort für die Uni-Bibliothek perdu und die Sanierung eines innenstädtischen Quartiers in Top-Lage mit positiver Wirkung in die gesamte City hinein bis auf Weiteres auf Eis gelegt.

Die Ursache liegt auch im Stadtrat, der seinerzeit ein Baukonzept absegnete, das seiner eigenen Ausschreibung in Teilen nicht entsprach. Erst nach massivem Bürgerunmut zog die Mehrheit die Reißleine. Nun ist hinter den Kulissen die Ratlosigkeit groß. Keine Frage: Für das Viktoriakarree braucht Bonn einen kompletten Neuanfang. Nach dem heftigen Protest hat der Stadtrat deshalb die Idee einer Bürgerwerkstatt aufgegriffen wie einen Rettungsring. Im Herbst soll sie für neue Perspektiven sorgen.

Wie viel Zeit wollen sich Rat und Verwaltung eigentlich lassen, um Bonn zukunftsfähig zu machen? Man kann kaum damit rechnen, dass eine Bürgerbeteiligung im Herbst ein beschlussfähiges Konzept liefern wird. Und auch gute Ideen müssen bezahlt werden. Es könnte mithin noch Jahre dauern, bis sich zwischen Uni-Hauptgebäude und Altem Rathaus endlich etwas tut.

Jeder potenzielle Investor, der von solchen Plänen liest, dürfte um künftige Ausschreibungen einen weiten Bogen machen. Die Vertreter aller politischen Parteien im Stadtrat müssen sich deshalb bewusst sein, welche Verantwortung sie in der Sache tragen. Wer mit guten Argumenten ein Projekt stoppt, der muss anschließend auch eine Vision entwickeln, wie es weitergehen soll.

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