Kommentar zum Insektenschutz in Bonn Es trifft auch den Menschen

Meinung | Bonn · Ein ökologischeres Grünflächenmanagement soll in Bonn für einen besseren Insektenschutz sorgen. Das Problem betrifft auch den Menschen. Ein Kommentar von Ebba Hagenberg-Miliu.

Dass auf Windschutzscheiben kaum mehr tote Insekten kleben, dürfte Autofahrer freuen. Aber nur solange, bis sie sich Gedanken über aktuelle Zahlen des Bundesumweltministeriums gemacht haben. Die besagen: Heute gibt es nicht nur bis zu 80 Prozent weniger Insektenarten als 1982, es gibt insgesamt auch 80 Prozent weniger Insekten. Dies erschreckende Tendenz bestätigt der Naturschutzbund auch für Nordrhein-Westfalen.

Nun könnte man sagen: Was geht mich das an, wenn es weniger summt und brummt? Doch der Insektenschwund löst schon längst eine Kettenreaktion aus: Sterben die Bienen, gibt es weniger Äpfel, Pflaumen und Tomaten. Denn die Bestäuber sind ersatzlos ausgefallen. Verenden Falter, Fliegen und Heuschrecken, dann verhungern Vögel, Fledermäuse, Igel und Mäuse. Die Zahl der Vogelbrutpaare hat sich nach Angaben der Bundesregierung in kürzester Zeit um 57 Prozent verringert. Alle diese Tiere haben eine wichtige Rolle im Ökosystem gespielt. Und wenn das aus dem Takt gerät, trifft das auch den Menschen.

Schuld am Insektensterben hat natürlich schon mal die industrialisierte Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und ihrem Pestizideinsatz. Aber Pflanzenschutzmittel werden auch in Städten eingesetzt. Hier vernichten sie nicht nur Blattläuse und Käfer, sondern immer mehr auch Honig produzierende Bienen. Womit sich der Kreis wieder schließt. Der Vorstoß der Bonner Koalition, im Stadtgebiet endlich ein insektenfreundliches Grünflächenmanagement zu forcieren, ist also zu begrüßen. Ebenso der Ansatz, mit der Bereitstellung von Nisthilfen schon frühzeitig in Kindergärten und Schulen Aufklärung zu betreiben. Letztlich hätte auch der abgelehnte Antrag des Bürger Bunds ins Programm gepasst. Nämlich davor zu warnen, auch noch die letzte Grünfläche im Stadtgebiet zuzubetonieren.

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