Kommentar zur Bonner Innenstadt Es gibt viel zu tun

Meinung · Dass Kultläden wie Mr. Music aufgeben müssen, hängt nicht nur mit der Baustelle am Hauptbahnhof, sondern auch mit dem Kaufverhalten der Kunden zusammen, meint GA-Redakteur Philipp Königs. Die Politik sieht er in der Pflicht, noch mehr für eine attraktive Innenstadt zu tun.

 Shoppen in Bonn.

Shoppen in Bonn.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die angekündigte Schließung des Kultladens Mr. Music hat in den sozialen Netzwerken für mächtig viele Beileidsbekundungen gesorgt. Es fühlt sich ein bisschen so an wie nach der Hiobsbotschaft vor einigen Jahren, als das Metropol-Kino am Markt das Aus verkündete. Aber sind wir es nicht selbst, die wir diesen Wandel in den Innenstädten heraufbeschwören, die wir uns lieber für ein paar Euro ein Billig-T-Shirt kaufen, um es im nächsten Jahr sorglos wegwerfen zu können? Unser Kaufverhalten bestimmt den Markt. Wenn wir nicht mehr ins Euro Theater im Mauspfad gehen, kann es nicht überleben. Punkt. Letzten Endes bestimmt der Kunde, wo es langgeht. Aber das soll nun keine Moralpredigt werden...

Es ist auch nur die halbe Wahrheit. Denn natürlich kann eine Stadtgesellschaft an ihrer Attraktivität arbeiten. Immobilienmakler, die ihre Geschäfte nicht nur an den Höchstzahlenden vermieten, scheint es ja durchaus zu geben. Nur auf der Grundlage eines solch fairen Handels ist es dem Woki-Kino am Bertha-von-Suttner-Platz beispielsweise vor einiger Zeit gelungen, deutlich mehr als eine Million Euro in den Ausbau seiner Säle zu investieren. Was die Neubauten am Hauptbahnhof für die Entwicklung der Innenstadt bedeuten werden, wird man in zwei bis drei Jahren feststellen können. Den heute schmuddelig wirkenden Straßen rund ums Bonner Loch kann das eigentlich nur guttun.

Zu wenig wird immer noch über wichtige Eckpfeiler nachgedacht, die einer Stadt Urbanität und damit Lebensqualität verleihen und die Innenstadt auf Dauer attraktiver und damit zu einer echten Alternative für den Online-Handel machen. Das ist eine vernünftige Anbindung der City an den Rhein, die Lebensader unserer Stadt, die zahlreiche Touristen vergeblich suchen, weil sie einfach kaum zu finden ist. Und das ist die Errichtung von grünen und lebenswerten Erholungsräumen inmitten des Zentrums. An diesen Stellen muss in den kommenden Jahren intensiv gearbeitet werden. Die Kommunalpolitik beschäftigt sich schon zu lange mit diesen Themen, ohne allerdings entscheidend voranzukommen.

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