Car-Sharing in Bonn Es geht auch ohne Dienstwagen

AUERBERG · Am Gebrauchtwarenkaufhaus Schatzinsel an der Kölnstraße 367 in Auerberg betreibt der Car-Sharing-Anbieter cambio seine sechste Station in Bonn. Dort kann sich jedes Mitglied einen der zwei Ford Fiesta für eine Stunde oder länger ausleihen. Aber nicht nur Privatpersonen nehmen den Dienst gerne in Anspruch.

 Teilen sich die Autos mit Kollegen und Kolleginnen: Ursula Vollmer und Gabriele Petzold vom Verein SKM am Gebrauchwagenkaufhaus "Schatzinsel".

Teilen sich die Autos mit Kollegen und Kolleginnen: Ursula Vollmer und Gabriele Petzold vom Verein SKM am Gebrauchwagenkaufhaus "Schatzinsel".

Foto: Horst Müller

Der Katholische Verein für soziale Dienste Bonn (SKM), Betreiber der Schatzinsel, setzt auch auf Car-Sharing. "Wir möchten mit Car-Sharing unsere Auftragsspitzen abfangen", sagt Reinhard Tetenborg, Geschäftsführer der SKM Bonn. Es gebe zwar einige Dienstwagen, aber nicht für diese zusätzlichen Touren. Zehn Mitarbeiter der ambulanten Erziehungshilfe fahren seit einigen Wochen verstärkt mit den Car-Sharing-Autos der Station in Auerberg zu ihren Einsätzen.

Ein Vorteil von Car-Sharing für die Nutzer ist, dass die Wartung der Autos wegfällt. Ölstand überprüfen, Reifendruck testen oder das Auto waschen - dies alles erledigen die Betreiber der Stationen. Auch der Verwaltungsaufwand reduziert sich. Ein großer Vorteil, vor allem für geschäftliche Kunden. Die Mitarbeiter der SKM müssen kein Fahrtenbuch mehr ausfüllen. Rechnungen kommen direkt vom Car-Sharing Betreiber. Reservierungen sind noch eine Minute vor Fahrtbeginn möglich, sofern noch ein Auto frei ist, oder auch sechs Monate im Voraus.

Die Möglichkeit, schon weit im Voraus zu buchen, verhindert, dass die Autos schon verliehen sind, wenn die SKM-Mitarbeiter sie für ihren Einsätze benötigen. "Außerdem zeigt die Erfahrung, dass Privatpersonen die Autos meistens erst nach Feierabend oder am Wochenende buchen. Das ergänzt sich gut mit den Geschäftskunden", sagt Tanya Bullmann, Leiterin des Vertriebs und Marketing bei cambio Bonn.

Kundenumfragen bei den verschiedenen Anbieter zeigen:. Viele Nutzer von Car-Sharing schaffen ihr eigenes Auto ab. Je nach Umfrage ersetzt ein Car-Sharing-Auto acht bis 15 Privatfahrzeuge.

Noch gibt es in Bonn wenig Car-Sharing-Nutzer. Cambio, dass seit knapp zwei Jahren in Bonn anbietet und zu den größeren Betreibern zählt, hat 300 Kunden in Bonn. Doch die Nachfrage steigt, so Bullmann. Monatlich kämen 25 neue Kunden dazu. Er gibt zurzeit das Problem, Stellplätze für die Fahrzeuge in zentraler Lage zu finden.

Dies und die noch relativ kleine Gruppe der Nutzer behindert noch den Bau weiterer Car-Sharing-Stationen in Bonn. Die Mitarbeiter von SKM buchen die Fahrzeuge immer online. Ob die Rechnung aufgeht, kann Tetenborg jetzt noch nicht sagen. Eine Bilanz könne erst nach längerer Nutzung des Angebots gezogen werden.

Ein Überblick über die Car-Sharing-Anbieter in Bonn und die Mietpreise

Vor der ersten Buchung bei cambio, müssen sich die Kunden registrieren lassen. Dies kostet einmalig 30 Euro. Inhaber einer ÖPNV-Zeitkarte zahlen nichts. Das Anmeldeformular gibt es im Internet auf www.cambio-carsharing.de. Ausgefüllt, müssen die Unterlagen bei Tabakwaren Stahl, Wilhelmsplatz 4, abgegeben werden.

Die Kunden erhalten dann eine Chipkarte mit Pinnummer, mit der sie das Auto öffnen können, wenn sie es gebucht haben. Den Kunden stehen nicht nur die Autos in Bonn zur Verfügung, Kunden können auch die cambio- Fahrzeuge in anderen Städten buchen.

Je nach Tarif (Vielfahrer oder Wenignutzer) variiert die monatliche Grundgebühr zwischen drei und 25 Euro. Wer ein S-Klasse-Auto für eine Stunde bucht, zahlt etwa zwei Euro plus circa 25 Cent pro Kilometer (inklusive Benzin. Ein Tag (24 Stunden) kosten zwischen 19 und 23 Euro.

Auch die Deutsche Bahn bietet Car-Sharing an. Die Onlineregistrierung bei Flinkster (www.flinkster.de) kostet 50 Euro, Bahncardinhaber zahlen nichts. Auch hier können die Autos stunden- oder tageweise gebucht werden. Die Preise sind höher als bei cambio, dafür gibt es keine monatliche Grundgebühr und die Auswahl ist größer. Im Gegensatz zu cambio bietet Flinkster in Bonn auch Transporter zur Miete an.

Neben den kommerziellen Anbietern gibt es auch privates Car-Sharing. Hier geht es nicht darum, Gewinn bei der Vermietung zu erzielen, sondern die monatlichen Kosten für sein Auto die Kfz-Versicherung oder -Steuer mit anderen Personen zu teilen. Auf den Internet-Portalen wie "Tamyca" oder "Autonetzer" bieten Privatpersonen ihre Autos zur Miete an. Die Preise ähneln denen von kommerziellen Anbietern.

Mieten kann bei diesen beiden Portalen allerdings nur, wer einen Wohnsitz in der Bundesrepublik hat und seit mindestens drei Jahren eine Fahrerlaubnis besitzt. Außerdem gibt es im Gegensatz zu Bahn und cambio eine Altersbeschränkung: Bei Tamyca muss der Fahrer zwischen 23 und 69 Jahre alt sein, bei Autonetzer zwischen 23 und 70 Jahren.

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