Prozess am Landgericht Erste Urteile gegen Bonner Kokainbande

Bonn · Im sogenannten Kokainbanden-Prozess hat das Landgericht Bonn am Mittwoch die ersten Urteile gefällt. Die drei Angeklagten aus Tannenbusch erhielten hohe Haftstrafen zwischen fünf und zwei Jahren. Sie waren im Mai 2018 bei einer Razzia festgenommen worden.

Die ersten Urteile der 3. Großen Strafkammer im Prozess um eine Kokainbande aus Tannenbusch, die im Mai 2018 durch einen spektakulären Polizeieinsatz festgenommen waren, sind mehr als deutlich: Drei der fünf Angeklagten, die keineswegs die Organisatoren des schwunghaften Drogenhandels waren und nur untergeordnete Aufgaben hatten, wurden dennoch zu harten Haftstrafen verurteilt. Allein fünf Jahre muss ein 36-jähriger Mittäter hinter Gitter, der ausschließlich für den Straßenverkauf des Kokains zuständig gewesen war: Drogenhandel mit 1,7 Kilo hieß es im Urteil, davon hatte er 1,2 Kilo bereits in Umlauf gebracht. Wegen seiner Drogensucht wurde darüber hinaus seine Unterbringung in eine Entziehungsanstalt angeordnet.

Seine Verlobte muss ebenfalls bald einrücken: Zwei Jahre und zehn Monate Haft, so das Urteil für die 29-Jährige wegen Beihilfe zum schwunghaften Drogenhandel. Die Angeklagte war für die „handwerkliche Arbeit“ zuständig: Sie wog das weiße Pulver ab und verpackte es in 2400 Bobbels (Verkaufseinheiten) von je 0,5 Gramm. Ein 31-jähriger Angeklagter hingegen kam wegen Beihilfe noch mit einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren Haft davon. Er hatte seine Wohnung für die Lagerung des Kokains zur Verfügung gestellt; zu dieser Zeit lebte er bei seiner Freundin. Auch ist er der einzige Mittäter, der nicht vorbestraft ist.

Das Verfahren gegen die beiden mutmaßlichen Haupttäter steht noch aus: Der Prozess gegen die beiden Brüder – 31 und 25 Jahre alt – war bereits zum Auftakt im Dezember geplatzt, nachdem die Verteidiger das Fehlen von rund 3000 Protokollseiten mit Telefonüberwachungen aus den Ermittlungsakten angemahnt hatten. Damit das fehlende Material nachgereicht werden kann, hatte die Kammer das Verfahren gegen das Familienduo kurzerhand abgetrennt und gegen die drei verbliebenen Mittäter weiterverhandelt.

Den Brüdern wird sogar der Handel mit der doppelten Menge – mit insgesamt 3,2 Kilo Kokain im Straßenverkaufswert von mehr als 300.000 Euro – vorgeworfen. Der Ältere hatte bereits nach der Festnahme ein umfassendes Geständnis abgelegt und auch eingeräumt, die Drogen in Holland besorgt zu haben. Das Geständnis des 31-Jährigen war seinerzeit für die Ermittler Gold wert, denn einen solch kapitalen Kokainhandel wäre den Angeklagten nicht nachzuweisen gewesen. Denn obwohl die Razzia am 8. Mai 2018 in Tannenbusch ein Überraschungscoup mit 300 Einsatzkräften war, hatten die Fahnder zunächst nur 75 Gramm Kokain, ein Kilo Marihuana, mehrere Flaschen Anabolika und 60 000 Euro Bargeld sichergestellt.

Das zweite Verfahren gegen die Brüder soll Mitte März starten.

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