Fachmesse "Bio in Bonn" Erste Bio-Messe in Bonn stellt regionale Produkte aus

Bonn · In der Praxis ist das Angebot an regionaler Bio-Ware für Gastronomen kaum zu überblicken. Im Haus der Bildung brachte deshalb am Mittwoch die erste Fachmesse "Bio in Bonn" der gleichnamigen Arbeitsgruppe Erzeuger und gewerbliche Abnehmer zusammen.

„Ich bin doch nicht Koch geworden, um Zeug aus der Tüte anzurühren“, sagt Peter Heuser. Seit 27 Jahren leitet der Godesberger die Küche in der Fortbildungsakademie der Finanzverwaltung NRW. Dreimal täglich kocht er für 120 Personen. Vor einem Jahr hatte Heuser genug von Massenware. Seither verwendet er zunehmend Bio-Produkte. Erst gab es Öko-Kaffee und Milchprodukte, im April folgen Fleisch und Gemüse aus regionalen, nachhaltig wirtschaftenden Quellen – bei einem Budget von 6,80 Euro pro Person keine Kleinigkeit. „Es macht Arbeit, aber es geht – und es schmeckt viel besser“, zieht Heuser ein erstes Fazit.

Bei der Messe dabei war auch Vicky Jacobs. Vor zwei Jahren hat sie den Leyenhof ihres Vaters übernommen. Salate, Kohlrabi, Tomaten, Kräuter – alles zertifiziert frei von Chemie – liefert sie mit ihren Mitarbeitern aus Friesdorf an 14 Kindertagesstätten und an die Kantine der Friedrich-Ebert-Stiftung. Verkauft wird auch im eigenen Hofladen, und Produkte, die sie nicht selbst produziert, werden von anderen Bio-Bauern oder auf Bio-Großmärkten zugekauft.

Waltraud Fazio und Volker Luckenbach haben sich auf Bio-Fleisch spezialisiert. Auf ihrem Hof bei Wissen züchten sie Bunte Bentheimer. 170 Schweine vom Ferkel bis zum ausgewachsenen Eber – auch befruchtet wird dort auf ganz natürlichem Weg – leben im offenen Stall und im Sommer auf der Weide. Geschlachtet wird 25 Kilometer entfernt. „Ich bin selbst Koch. Das fade Fleisch mochte ich irgendwann nicht mehr anbieten“, erklärt Luckenbach. Nicht nur einige Gastronomen setzen auf das Schweinefleisch aus dem Westerwald. Seit zwei Wochen verkauft das Paar donnerstags und samstags auch auf dem Bonner Wochenmarkt.

Honig und Kartoffeln von der Uni Bonn, Ziegenkäse, Apfelwein und Mineralwasser aus der Eifel und demnächst frische Nudeln aus Bonn: Gastronom Michael Klevenhaus serviert in der Bundeskunsthalle, im Kunstmuseum Bonn und im Café im Haus der Bildung rund ein Drittel regionale Produkte. „Wir haben zu Hause immer schon gegessen, was im Garten wuchs“, sagt er.

Da wolle er auch seinen Besuchern ähnliche Geschmackserlebnisse bieten. Mit einem Netzwerk von Kontakten sei das immer besser möglich. Natürlich muss der Preis stimmen. Der sei bei den meisten Catering-Aufträgen noch immer allein entscheidend, glaubt Heuser. Die Stadt solle bei Schulen, Kitas und Altenheimen einen Regional-Bonus zahlen, wünscht er sich. Und die angestrebte Quote von zehn Prozent Bio-Ware sei viel zu gering.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort