Claus Kleber in der Ringvorlesung Ernüchternde Zwischenbilanz zum Medienthema "Klimawandel"

BONN · Wäre er Schauspieler, dann würde er das Thema als "Kassengift" abhandeln. Als Journalist und TV-Moderator weiß Claus Kleber aus jahrelanger Berufserfahrung, dass der Klimawandel immer weniger interessiert.

 TV-Moderator und Journalist Claus Kleber referierte in der Deutschen Welle.

TV-Moderator und Journalist Claus Kleber referierte in der Deutschen Welle.

Foto: Horst Müller

Unerfreuliche Prognosen und fehlende Problemlösungen machen das Thema nicht gerade zu einem Publikumsmagneten. "Früher registrierten wir einen Angstreflex, jetzt höchstens einen Gähnreflex", so Kleber. Deshalb sei es für die Medien schwer, eine eingefahrene Debatte in neue Bahnen zu lenken. Der Zuschauer habe das Gefühl, bereits alles zu wissen, aber nichts ändern zu können.

Gemeinsam mit Professor Hartmut Wessler vom Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft an der Universität Mannheim ging er der Frage nach, welche Rolle die Medien beim Thema Klimaschutz und in der Klimapolitik spielen. Kleber war Gastredner der Ringvorlesung "Die Welt im Wandel: Klima. Global. Digital." bei der Deutschen Welle.

Dieses Jahr ist klimapolitisch von ganz besonderer Bedeutung: Bis Dezember soll in Paris ein neues Klimaabkommen ausgehandelt werden, bei dem sich alle Vertragsstaaten auf die Minderung von Treibhausemissionen einigen. Zur Vorbereitung trafen sich gerade Minister aus aller Welt zum sechsten Petersberger Klimadialog in Berlin.

"Der Klimawandel bedroht auch Staatssicherheiten"

Klimawandel habe nicht nur mit Trinkwasserknappheit und Ernteausfällen zu tun. "Der Klimawandel bedroht auch Staatssicherheiten", so Kleber. Als Beispiel nannte er die enorme Ausbreitung der Wüstenfläche Chinas sowie die Bedrohung, die Russland befürchtet, wenn der arktische Panzer als natürliches Schutzschild schmilzt.

Dennoch bestehe in der Öffentlichkeit nur wenig Interesse. "Wir haben mit “planet e„ eine hervorragende Umwelt-Dokureihe im ZDF. Aber wir wissen auch, dass die Einschaltquoten sofort in den Keller sinken, wenn die Sendung beginnt." Auch sein Zweiteiler "Machtfaktor Erde" hatte zu verschiedenen Sendezeiten ganz unterschiedliche Quoten. "Wer differenziert argumentiert, der bekommt kein Gehör. Man folgt nur den Marktschreiern", so Kleber.

Die Ringvorlesung "Die Welt im Wandel: Klima. Global. Digital." wird gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft Forum Internationale Wissenschaft/Liaison Office Internationale Wissenschaft, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Deutschen-Welle-Akademie veranstaltet.

Bis Juni werden im Rahmen der Reihe verschiedene Aspekte der modernen Klimaforschung in einer digitalen Gesellschaft beleuchtet. Dabei geht es unter anderem um die Frage, ob und inwieweit der digitale Fortschritt in den vergangenen Jahrzehnten das internationale Engagement für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel gefördert hat.

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