Staatsanwaltschaft Bonn Ermittlungen im Fall Niklas Pöhler laufen weiter

Bonn · Am Sonntag sind zwei Jahre vergangen, seit der 17-jährige Niklas Pöhler am Rondell in Bad Godesberg von bislang unbekannten Täter so verprügelt wurde, dass er später an den Folgen der Schläge starb.

Der als vermeintlicher Täter ursprünglich verhaftete Walid S. wurde am 3. Mai 2017 vom Landgericht freigesprochen. Die Ermittlungen in dem Fall laufen der Staatsanwaltschaft zufolge weiter. Solange es noch irgendwelche Ermittlungsansätze gebe, werde der Fall nicht zu den Akten gelegt, erklärte Oberstaatsanwältin Karen Essig am Mittwoch dem GA auf Nachfrage. Weitere Angaben wollte sie mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht machen.

Der damals 21-Jährige Walid S. hatte die Vorwürfe bestritten, das Gericht konnte ihm die Tat nicht nachweisen. Der Mitangeklagte Roman W. wurde wegen Beteiligung an einer Schlägerei, versuchter Körperverletzung und gefährlicher Körperverletzung zu einer Gesamtstrafe von 15 Monaten auf Bewährung verurteilt. Das Gericht war sich sicher, dass der 22-Jährige an der Schlägerei, die zum Tod von Niklas geführt hatte, beteiligt war. Nach dem Freispruch gegen Walid S. rückte der 22-jährige Hakim D. wieder in den Fokus der Ermittler. Er sah Walid S. auf Fotos ähnlich. Gegen Hakim D. war von Anfang an ermittelt worden.

Unter dem Eindruck der furchtbaren Tat wurde wenige Monate danach ein Runder Tisch gegen Gewalt eingerichtet, der bei seiner Auftaktveranstaltung unter anderem ein gesamtstädtisches Gewaltpräventionskonzept beschloss. Das liegt indes bis heute nicht vor. „Ein solches Konzept braucht Zeit, wenn es für die ganze Stadt Geltung haben will“, zeigte Wolfgang Picken zwar Verständnis. Der Leitende Pfarrer des Seelsorgebereichs Bad Godesberg hatte nach dem Tod von Niklas dessen Familie eng betreut und damals angeregt, zunächst ein Konzept auf der Ebene des Stadtbezirks zu erstellen, um schneller konkrete Ergebnisse zu erzielen.

„Aber man hat sich für dieses Vorgehen entschieden. Ich hoffe, ein erstes Ergebnis wird schon bald vorliegen. Das wird die Gewaltprävention in Bonn nach vorne bringen und mittel- und langfristig für mehr Sicherheit und konfliktfreien Umgang sorgen.“ Er hätte es aber „für gut empfunden, es hätte seit dem Beginn des Prozesses etwas mehr Transparenz gegeben“. Dann wäre die Öffentlichkeit mehr im Bilde darüber gewesen, dass etwas passiere.

Junge Menschen vor Gewalt schützen

Aus Sicht der Polizei hat sich nach dem Tod von Niklas viel in Bad Godesberg getan. Laut einem Sprecher ist die Präsenz der Polizei dort stark gestiegen. Auch würden seither deutlich mehr Personen als früher von der Polizei kontrolliert. Die Folgen: Die Gewalt- und Straßenkriminalität ist rückläufig. Bei der Straßenkriminalität verzeichnete die Polizei 2016 noch 1667 Fälle, ein Jahr später waren es 1528 Fälle.

Die Stadt Bonn verweist auf die Frage nach dem Präventionskonzept auf ein komplexes, noch laufendes Verfahren. Sie habe sich dafür, wie am Runden Tisch verabredet, der Unterstützung der Universität Marburg versichert, die bereits für die Stadt Marburg ein Gewaltpräventionskonzept entwickelt habe. Das Konzept habe unter anderem zum Ziel, alle jungen Menschen in Bonn vor Gewalt zu schützen und sie zur konstruktiven gewaltfreien Konfliktlösung anzuleiten. An dem Konzept arbeiten neben Jugend- und Schulamt unter anderem Vertreter der Polizei, Kirchen, Moscheegemeinden, Kitas, Schulen und Vereine mit.

Für den Bereich des Rondells an der Rheinallee in Bad Godesberg sei eine Freiraumplanung erstellt worden, die derzeit mit der Sparkasse als Miteigentümerin der Flächen abgestimmt werde. Die Pläne sehen die Beseitigung dunkler Ecken, mehr Licht und eine Belebung insgesamt vor. Dementsprechend umgestaltet werde auch der Ria-Maternus-Platz im Spätsommer 2018. Im Stadtpark seien Lampen erneuert und zusätzliche Leuchten installiert, am Rondell eine weitere Straßenlaterne aufgestellt und die Bahn-Unterführung am Kinopolis besser ausgeleuchtet worden.

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