Vater der toten Babys "Er will wissen, warum sie es tat"

BONN/SIEGEN · Der mutmaßliche Vater der toten Babys schwor auch seinem Anwalt, nichts gewusst zu haben. "Er war total erschüttert", sagte der Bonner Anwalt, der den 36-Jährigen vertritt. Der zuständige Dezernent der Siegener Staatsanwaltschaft kann das kaum fassen.

Als am Sonntag plötzlich Polizisten in der Bonner Wohnung standen und im Tiefkühlfach des Küchenkühlschranks eine Babyleiche fanden, war der 36-Jährige völlig geschockt. Das berichtete am Mittwoch Strafverteidiger Michael Hasslacher über den Freund der Studentin, die im Verdacht steht, zwei Kinder nach der Geburt getötet und in Tiefkühlfächern in Bonn und Siegen versteckt zu haben. "Er war total erschüttert", sagte der Bonner Anwalt, der den 36-Jährigen vertritt. Denn auch gegen den mutmaßlichen Vater der Babys wird ermittelt.

Nach dem Fund des toten Säuglings in Bonn wurde auch der 36-Jährige am Sonntag festgenommen und im Bonner Polizeipräsidium bis in die Nacht vernommen, erklärte der Anwalt. Stundenlang habe er den Beamten Rede und Antwort gestanden, und auch in einer weiteren Vernehmung montags immer wieder versichert, er habe von den Schwangerschaften nichts bemerkt.

Als seine eigentlich sehr zierliche Freundin zugenommen habe, habe sie ihm weisgemacht, sie habe Essattacken und sich sogar dafür entschuldigt. Dass sie am 3. September vergangenen Jahres heimlich ein Kind zur Welt gebracht und es so lange im Tiefkühlfach versteckt habe, mache seinen Mandanten völlig fassungslos, so Anwalt Hasslacher.

Und genau das kann auch der zuständige Dezernent der Siegener Staatsanwaltschaft kaum fassen kann. "Es ist völlig unverständlich, dass die Tüte mit der Babyleiche elf Monate lang im Eisfach des Kühlschranks liegt und er nicht nachgesehen hat", sagte Oberstaatsanwalt Patrick Baron von Grotthuss zum GA. Aber er sehe im Moment keinen Vorwurf, den man dem 36-Jährigen machen könne, selbst wenn der von dem toten Kind gewusst habe. Für eine endgültige Beurteilung müsse man jedoch das Ermittlungsergebnis abwarten.

Anwalt Hasslacher zufolge befand sich die Beziehung seines Mandanten zu der 32-jährigen Bonner Studentin in einer schwierigen Phase, als sie vor einigen Wochen zu ihrer Familie nach Siegen ging. Dort brachte sie, wie berichtet, vor einer Woche heimlich einen weiteren Jungen zur Welt, den ihre Großmutter am Sonntag tot im Tiefkühlschrank fand.

Im Familienkreis wurde beschlossen, die Polizei zu informieren. Beide Kinder waren lebensfähig, wie die Obduktionen ergaben. Die Frage nach der Todesursache konnten am Mittwoch aber auch Bonner Rechtsmediziner nicht klären.

Den mutmaßlichen Vater der Kinder beschäftigt seinem Anwalt zufolge vor allem eine Frage: "Er will unbedingt wissen, warum sie es getan hat." Denn es seien ja auch seine Söhne gewesen, und er habe gerne Kinder haben wollen. Für den 36-Jährigen sei das alles umso unverständlicher, da seine Freundin eine sehr mitfühlende und hochintelligente Frau sei.

Anwalt Hasslacher geht davon aus, dass die angekündigte psychiatrische Untersuchung der in Haft sitzenden Studentin mehr Klarheit bringen wird. Der 36-Jährige wohnt zur Zeit bei seinen Eltern außerhalb von Bonn.

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