Walter-Scheel-Preis vergeben Entwicklungshilfe-Kritiker und Solarforscher geehrt

BONN · Ein Entwicklungshilfe-Kritiker aus Kenia und ein deutscher Solarwissenschaftler sind in Bonn mit dem Walter-Scheel-Preis ausgezeichnet worden.

 James Shikwati und Eicke Weber bei der Preisverleihung.

James Shikwati und Eicke Weber bei der Preisverleihung.

Foto: Horst Müller

Dienstagabend nahmen James Shikwati, Direktor des Inter Region Economic Network (IREN) in Kenia, und Professor Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer-Institutes für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg, den Preis in der Villa Hammerschmidt entgegen. Die Auszeichnung wird seit 2011 für Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und dem Freundeskreis Walter Scheel vergeben.

Shikwati, 1970 geboren, hat die kenianische Denkfabrik IREN gegründet. Er vertritt schon seit über zehn Jahren die Meinung, dass traditionelle westliche Entwicklungshilfe Afrika nicht vorangebracht, sondern geschwächt und abhängig gemacht habe. Vor zwölf Jahren trafen er und sein Laudator Markus Löning, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung, zum ersten Mal zusammen.

"Er hat mir eine neue Perspektive, nämlich die der Eigenverantwortung, gegeben", erinnert Löning sich. Das habe ihn und seine Arbeit geprägt. Shikwati glaube an Werte wie Marktwirtschaft und Unternehmertun, Rechtsstaatlichkeit und Eigentumsrechte als Motor für Entwicklung.

"Hilfe hilft, aber sie fördert die Eigeninitiative nicht", sagt Löning. Hilfe unterstütze zu oft korrupte oder unfähige Führungsriegen. Shikwati lasse sich von liberalen Ideen leiten und messe sie an der Realität, sagte Löning und betonte, dass der Dialog mit Menschen wie ihm in den nächsten Jahren unerlässlich sei.

"Er kann begeistern", sagte Löning. Shikwati tat genau das in seiner Dankesrede: Er sprach sich dafür aus, dass Entwicklungsarbeit überdacht werde. Der Walter-Scheel-Preis ermutige dazu und könne Diskussionen antreiben. Afrika soll nicht mehr als "machtloses Opfer" gelten, sagte er.

Mit Weber betrat ein weiterer "realistischer Visionär" die Bühne, wie Karl-Heinz Paqué, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung, den ISE-Leiter in seiner Laudatio nannte. "Wir ehren in ihm einen der herausragendsten Solarforscher der Welt", sagte Paqué.

Dem Physiker sei es ein großes Anliegen, wirtschaftliches Wachstum durch Innovation mit Nachhaltigkeit zu verbinden. Der Schlüssel dafür liege in der Solarenergie. In Industrie- sowie Schwellen- und Entwicklungsländern schafften Weber und seine Mitarbeiter Voraussetzungen für eine effiziente und umweltfreundliche Energieversorgung.

Es sei aber noch ein weiter Weg zu gehen, technisch wie politisch. Für letzteres wird Weber seinen Posten, wie die Badische Zeitung meldet, beim ISE bald aufgeben, um 2016 für die FDP bei der der Landtagswahl in Baden-Württemberg anzutreten.

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