3. Kulturkonferenz im Foyer der Bonner Oper Engagiertes Pro und Kontra zum Thema Festspielhaus

bonn · Eine Tour d'Horizon durch die Bonner Kulturlandschaft, die Baustellen, aber auch zu den Potenzialen war geplant. Doch die 3. Bonner Kulturkonferenz im Opernfoyer biss sich am Thema Festspielhaus fest. Immerhin gelang eine der ersten kontroversen Diskussionen über ein Projekt, das die Bonner wie kein anderes bewegt. Die Debatte aber krankt an belastbaren Zahlen und Fakten.

Das fängt bei den Baukosten des Festspielhauses an, die der Sponsor Deutsche Post auf rund 80 bis 90 Millionen schätzt, wogegen etwa Rolf Bolwin, Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins, meint, ein Bau dieser Güte sei unter 200 Millionen Euro kaum zu haben. Auch für den Betrieb des Hauses gibt es keine konkreten Zahlen. Andererseits fehlen für die von den Festspielhausgegnern vorgeschlagene bauliche Ertüchtigung der Beethovenhalle ebenfalls belastbare Informationen zur Finanzierung.

Die Diskussion machte diese Defizite spürbar, beschrieb aber sehr präzise das Stimmungsbild einer Debatte zwischen zwei mitunter unversöhnlichen Lagern. Wobei viele Festspielhaus-Skeptiker durchaus die Notwendigkeit eines modernen, adäquaten Konzerthauses sehen. Weder sind aber die Risiken des Festspielhausbaus und -betriebs bezifferbar, noch der Imageschaden, den die Beethovenstadt davontragen würde, stünde sie 2020 am 250. Geburtstag des Komponisten ohne Festspiel- oder Konzertsaal da und mit einer Beethovenhalle, deren umfassende Renovierung ausblieb, weil die Stadt dafür kein Geld hat.

Mehrfach trafen im Opernfoyer die Lager aufeinander, jene, die dem Zukunftsprojekt Festspielhaus anhängen, aber den Gegnern nicht die Zweifel nehmen können, und jene, die sich die Beethovenhalle schönreden und damit ihre Gegner wiederum auch nicht überzeugen. Jürgen Repschläger von der Linken-Fraktion im Bonner Rat, erklärter Gegner des Festspielhauses, mahnte zur Ehrlichkeit, wie auch Bolwin, der "die Stadt nach dem WCCB vor einem zweiten Desaster schützen" möchte. Elisabeth Einecke-Klövekorn von der Theatergemeinde plädierte "für Beweglichkeit und keine Immobilie in Bonn".

Wilfried Löbach, kulturpolitischer Sprecher der FDP, bekräftigte das Ja seiner Fraktion zum Zukunftsprojekt Festspielhaus und fand im Publikum eine Fürsprecherin, die mahnte, die große Chance durch das Engagement von Sponsoren und des Bundes wahrzunehmen. Andreas Domschke vom Bündnis "Grießl & Friends" hält die Finanzierbarkeit des Projekts für realistisch und rechnet damit, dass durch bürgerliches Engagement bis zum Stichtag 30. Juni fünf Millionen Euro zusammenkommen.

Gerhard Pfennig, mit Thomas Grundmann und Bolwin Initiator der Kulturkonferenz, regte an, "nicht in Beton zu denken, sondern inhaltlich" und plädierte für "Beethoven als bürgerbewegte Festidee". Grundmann ließ offen, ob es eine Fortsetzung der Reihe der Kulturkonferenzen geben werde: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht."

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