Flashmob für Hut Weber Einsatz für "die Perle am Marktplatz"

BONN · "Das ist doch echt schade", sagte eine Passantin. Eine andere meinte: "Das ist ja auch ein Trauerspiel." Die beiden spielten auf die Schließung von Hut Weber am Markt an, einem der letzten alten Geschäfte in der Bonner Innenstadt.

 Mit Rasseln und Schellen setzen sich die Stammkunden für den Erhalt von Hut Weber ein.

Mit Rasseln und Schellen setzen sich die Stammkunden für den Erhalt von Hut Weber ein.

Foto: Barbara Frommann

Einige Bonner, alle Stammkunden bei Inhaber Thomas Weber, wollten das nicht still hinnehmen: Mit Rasseln und Schellen stellten sie sich Sonntagnachmittag vor dem Geschäft an der Ecke Markt und Bonngasse auf und forderten lautstark: "Hut Weber soll bleiben!"

Nachdem der neue Gebäudebesitzer den bestehenden Mietvertrag nicht verlängert hat, räumt Weber jetzt den Laden, den sein Großvater im Jahr 1928 übernommen hatte. Schon 1914 hat August Macke das Geschäft in einem Bild verewigt. Der Räumungsverkauf lockte durch den verkaufsoffenen Sonntag so viel Kundschaft an, dass die Angestellten alle Hände voll zu tun hatten und die Leute bis vor die Tür standen.

Dort blickten Anja Marx und Tobias Höller, die an der Protestaktion mitgewirkt hatten, mit Bedauern auf "die Perle am Marktplatz", in der sie schon oft eingekauft haben. "Jedes Jahr habe ich ihm eine neue Baskenmütze gekauft", erzählte Marx und warf Höller einen Blick zu.

"Mein Bonner Herz blutet", sagte Mirjam Beyer, die den Flashmob organisiert hatte. Sie konnte auch Jona Gold, Philipp von Kaltenborn, Michael Arzt und Frank Wilken zum Mitmachen bewegen, alles begeisterte Hutträger. Eigentlich, sagte sie, sollten noch weitere Leute kommen, die aber kurzfristig fernbleiben mussten: Die momentane Krankheitswelle hatte sie erfasst. Beyer sieht schwarz für den Einzelhandel in Bonn und forderte: "Schluss mit der Verdrängung traditionsreicher Geschäfte!"

Thomas Weber beobachtete das Treiben vor der Tür aus seinem Laden heraus. "Es ist schön, wenn man Unterstützung erfährt", sagte er. Ändern werde das aber natürlich nichts. Man müsse sich jetzt auf die Zukunft konzentrieren: Er sucht nach wie vor nach einer bezahlbaren Standort-Alternative in der Innenstadt.

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