Neues Netzwerk "The 9th" Eine Idee reift in Bonn zum Konzept

Bonn · Das neue Netzwerk „The 9th“ unterstützt Start-up-Unternehmer. Im ehemaligen Schuhdorf in der Stockenstraße können sie Kontakte knüpfen, Fragen stellen und von den Erfahrungen und Kenntnissen anderer profitieren. Der Ort fungiert als Knotenpunkt und Inkubator in einem.

Ideenwerkstatt: Cedric Teichmann vor seinem Start-up-Knotenpunkt „The 9th“.

Ideenwerkstatt: Cedric Teichmann vor seinem Start-up-Knotenpunkt „The 9th“.

Foto: Thomas Kölsch

Unternehmensgründungen bedürfen mehr als nur einer Idee. Viel mehr. Der erste Gedanke muss reifen, muss sich entwickeln, muss immer wieder auf den Prüfstand und so langsam aber sicher zu einem tragfähigen Konzept wachsen. Den dafür nötigen Raum bietet nun das Netzwerk „The 9th“, das sich mitten in der Bonner Innenstadt eingemietet hat und allen Interessenten offensteht.

Elf feste Mieter sind bereits an Bord, mehr als doppelt so viele sollen letztlich auf den rund 250 Quadratmetern Platz finden – und sich durch die Vernetzung gegenseitig stärken.

„Der Austausch mit anderen ist unabdingbar, wenn man sich selbstständig machen möchte“, sagt Cedric Teichmann, der „The 9th“ Mitte dieses Jahres im Viktoriaviertel eröffnet hat und in diesem Bereich schon seit einigen Jahren aktiv ist. „Ich bin 2013 zum ersten Mal mit der Szene in Berührung gekommen und habe schnell gemerkt, dass in Bonn ein Netzwerk für Jungunternehmer fehlt.“

Also riefen er und einige Gleichgesinnte die lokale Community „Start-up Bonn“ ins Leben. „Allerdings fehlte uns ein physischer Raum für unsere Treffen, und ohne den ist es erstaunlich schwer, sich zu entfalten“, so Teichmann. 2016 gründete er zusammen mit Jörg Haas, dem Eigentümer des Kameha-Hotels, das „Digital Hub“, bei dem Unternehmen aus der Region in den Nachwuchs investieren können.

„The 9th“ als Zwischenstation

Doch das Zentrum für die digitale Wirtschaft von morgen war für Teichmann nur der Anfang. Er schrieb die Signa Holding an, die weite Teile des Viktoriaviertels besitzt. „Ich habe sofort eine positive Antwort erhalten. So habe ich das ehemalige Schuhdorf angemietet“ – wohl wissend, dass die Pläne der Signa, zumindest einen Teil des Karrees zu einem Einkaufszentrum zu entwickeln, weiterhin Bestand haben.

Kein Problem, sagt Teichmann: „The 9th“ soll für die meisten Leute ohnehin nur eine Zwischenstation sein.“ Derzeit unterstützt Teichmann diverse Start-ups in der Frühphase ihrer Gründung. „Üblicherweise unterscheidet man zwischen der Inkubationsphase, in der die Idee weiterentwickelt und unter anderem auf Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit überprüft wird, und der Akzelerationsphase, in der man auf Investoren und potenzielle Kunden zugeht. Wir konzentrieren uns hier auf erstere.“

So hilft das Netzwerk dabei, Ansprechpartner für juristische oder steuerliche Fragestellungen zu finden, bringt verschiedene Akteure zusammen und scheut sich auch nicht, ehrliche Kritik zu üben. „Meiner Erfahrung nach scheitert ein Start-up meistens an fehlender Flexibilität. Wenn ich zum Beispiel ein Portemonnaie verkaufen möchte und bei potenziellen Kunden eine Absage kassiere, sollte ich mich fragen, woran das liegt, und mal ein anderes Design ausprobieren“, erklärt Teichmann.

Es sei hilfreich, darüber zu reden, und zwar mit einer möglichst heterogenen Gruppe. „Wir haben hier Software-Entwickler, Designer, Künstler und andere Freiberufler, mit denen man sich kurzschließen kann. Ich hoffe, dass dieses Angebot fruchtet. Denn wir brauchen einfach mehr innovative Start-ups in Bonn und der Region.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort