Annette Claus war die geborene Geschichtenerzählerin. Sie schrieb ihre Reportagen mit Leidenschaft, Feingefühl und bewundernswertem Gespür für die Sprache. Dass sich wildfremde Menschen der Reporterin offenbarten – auch dies gehörte zu ihren Talenten. Wenn Annette Claus als freie Mitarbeiterin Texte anbot, schaute sie dem Redakteur beim Redigieren neugierig über die Schulter; um zu lernen, um besser zu werden. „Das Bessere ist der Feind des Guten“ – ein Satz, der von ihr stammen könnte.

Die examinierte Historikerin arbeitete nach ihrem Volontariat als Redakteurin in den Ressorts Region, Panorama und Boulevard und leitete die Lokalredaktion Siebengebirge. Als im Januar 2014 das neue Team für das wiederbelebte Wochenend-Magazin „Journal“ gebildet wurde, war sie erste Wahl.

Geistreich und mit viel Humor meisterte sie die Herausforderungen des Redaktionsalltags. Das Denken und Wirken sowie die Themenvielfalt im „Journal“ empfand sie als „meinen Traumjob“.

Selbst bereits erkrankt, begegnete sie mit beeindruckender Haltung dem Krebsleiden und dem Tod ihres Mannes. Es blieb noch Zeit für zwei große Reisen. Sie machte sich noch einmal auf – nach Neuseeland, in die USA. Zuletzt bündelte sie ihre Gefühle, Gedanken und wohl auch Sehnsüchte mit feinem Pinsel und zarten Farben. Eines ihrer Bilder spiegelt Zuversicht, zeigt Strand, Wolken, Menschen und herumtollende Hunde. Unwillkürlich schweift der Blick zum Horizont und, von Neugierde gezogen, auch dahinter. Annette Claus liebte das Leben. Am vergangenen Dienstag ist sie im Alter von 51 Jahren gestorben.