Kreuzung Brühler/Soenneckenstraße Eine Ampel sorgt für Irritationen

BONN · Wenn es nach der Verwaltung gegangen wäre, hätte es ein Abschalten der Ampel an der Kreuzung Brühler-, Justus-von-Liebig- und Soenneckenstraße nie gegeben. Manchen Autofahrer hatte es aber gefreut, weil es plötzlich keine Staus mehr gab - vor allem auf der Brühler Straße.

 Wegen der Abbieger und damit verbunden verschiedenen Grünphasen stehen die Autos in der Brühler Straße oft im Stau.

Wegen der Abbieger und damit verbunden verschiedenen Grünphasen stehen die Autos in der Brühler Straße oft im Stau.

Foto: Torsten Gertkemper

Als die Anlage abgeschaltet und die Ampelmaste mit orangen Überziehern verhängt waren, dauerte es nicht lange, da passierte der erste von vier Unfällen. Zweimal mussten verletzte Fahrer sogar ins Krankenhaus gebracht werden. Die CDU hofft trotzdem, dass auch künftig an der Stelle auf eine Ampel verzichtet werden kann.

Die Stadt erklärt dagegen, warum sie alle Ampeln in Bonn für notwendig hält. Wie berichtet, hatten sich die Christdemokraten mit einem Antrag in der Bezirksvertretung Bonn durchgesetzt. "Reines Abschalten war nicht im Sinne der CDU, sondern eine Prüfung, wie es funktionieren könnte", argumentiert Wolfgang Maiwaldt.

"Einige Unfälle wären vermeidbar gewesen"

In der Sitzung der Bezirksvertreung am Dienstag, 18. August, erwartet der Christdemokrat Erklärungen seitens der Verwaltung. Er mutmaßt, dass einige der Unfälle vermeidbar gewesen wären, vor allem der am 11. Juli mitten in der Nacht (siehe Info). "Wegen Unachtsamkeiten weniger Autofahrer stehen nun Tausende wieder im Stau."

Maiwaldt will von der Verwaltung wissen, wie viele Fahrzeuge jeden Tag die Kreuzung passieren. Er hätte sich gewünscht, dass die Stadt nach dem Abschalten einen "Pappkameraden" aufgestellt oder blinkendes Gelblicht an den Ampeln angeschaltet hätte. "Es gibt ähnliche Kreuzungen in der Stadt, die nicht beampelt sind", sagt er

"Die Unfälle habe man kommen sehen"

"Die Politik ist der Empfehlung der Verwaltung nicht gefolgt", sagt Peter Esch, Leiter des Tiefbauamts, und verweist bei den Ampeln auf sein "hochmotiviertes Team" mit jahrzehntelanger Erfahrung. Die Unfälle an der Kreuzung Brühler Straße habe man kommen sehen, aber eigentlich wollte man es gar nicht so weit kommen lassen.

"Wenn wir sagen, eine Ampel ist nötig, dann ist das fachlich begründet", sagt Esch. Dort müsse man im Blick haben, dass Autos auf den nicht vorfahrtsberechtigten Straßen im Nachteil seien - gemeint sind die Soenneckenstraße und die Linksabbieger, die auf der Justus-von-Liebig-Straße aus Rich-tung Dransdorf kommen.

Rund 320 Ampeln werden nachts und am Wochenende ausgeschaltet

In Bonn gibt es nach Angaben der Stadt insgesamt 320 Ampeln, von denen etwa die Hälfte nachts und an Wochenenden ausgeschaltet würden, vor allem reine Fußgängerampeln. Alle Ampeln hätten ihre Berechtigung. "Die Aufgabe der Straßenverkehrsbehörde ist die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs", sagt Axel Reiß, Sachgebietsleiter Verkehrslenkung und Verkehrsregelung.

Die Sicherheit habe immer Vorrang. Und damit die Unfallvermeidung. Laut Esch versucht die Stadtverwaltung, Ampeln zu vermeiden, "aber es geht nicht immer". Nach der Umrüstung auf LED oder Niedervolttechnik (zwölf Volt) sei ihr Stromverbrauch nicht mehr so ausschlaggebend, eher die Wartung.

Neuplanungen: Bevor es eine neue Ampel in der Stadt gibt, beschäftigen sich Verkehrsgutachter mit Verkehrsströmen. Es werden, wie für den 2013 eröffneten Kreisverkehr auf der B 9 (Trajektknoten), Computersimulationen erstellt.
Laut Esch habe man immer die Leistungsfähigkeit im Blick, wobei das durch die Einbindung in eine grüne Welle, die Steuerung des Durchsatzes und Pulkbildung von Autos nicht so einfach sei. Nach den vielen Unfällen im Kreisverkehr am Brüser- und Konrad-Adenauer-Damm, weil Autofahrer nicht richtig auf Grün und Rot achteten, habe es für die B 9 noch ein spezielles Audit mit einem Spezialisten der Verkehrssicherheit gegeben.

So hat man auf dem Trajektknoten eine exotische Ampelschaltung, bei der jeder, der in den Kreis fährt auch direkt durchfahren kann - anders als etwa am Endenicher Ei. Übrigens: Mehrspurige Kreisel ohne Ampel wie in Frankreich oder England funktionieren nach Angaben von Reiß nicht. Da sei der Deutsche viel zu sehr Individualist und poche auf sein Recht, während im Ausland alle schnell ans Ziel wollten.

Ampeln bei Unfallhäufungen: Das erkennt und meldet die Polizei. Ein Beispiel etwa ist die neue Ampel an den Autobahnauffahrten des Konrad-Adenauer-Damms (der GA berichtete). Bevor die kam, gab es einige Ummarkierungen, die letztlich nichts nutzten. Ein Vorteil: Wer aus Lengsdorf kommt, kann jetzt wieder, ohne Umwege zu fahren, nach links auf die Autobahn fahren.

Mindestens einmal im Jahr tagt die Unfallkommission, zu der neben verschiedenen Ämtern der Verwaltung die Polizei, der Landesbetrieb Straßen NRW, der ADFC und die Bezirksregierung Köln gehören.

Nicht viele Alternativen für die Brühler Straße

Für die Brühler Straße gibt es laut Stadt nicht viele Alternativen. Die Grünphase der Soennecken-straße lässt sich nicht verkürzen, weil sie auch Fußgängern und Radfahrern das Queren der Brühler Straße ermöglicht. Die müssten dazu genug Zeit haben. Die Soenneckenstraße ließe sich vielleicht abbinden, so dass von ihr die Autofahrer nur noch nach rechts in die Justus-von-Liebig-Straße abbiegen können.

Für einen Kreisverkehr mit seinen Verschwenkungen zum Abbremsen der Fahrzeuge ist laut Reiß nicht genügend Platz vorhanden. Außerdem koste ein Umbau schnell mal mehr als 250.000 Euro, und Fördergeld gebe es dafür nicht mehr.

Ansonsten werden Bonner Ampeln je nach Tageszeit unterschiedlich geschaltet - zudem verkehrsabhängig. Die für alles nötige Computertechnik befindet sich immer an Ort und Stelle in Schaltkästen an den Kreuzungen.

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