Kommentar zu Hundezensus in Bonn Eine Aktion mit Beigeschmack

Meinung | Bonn · Alle Hundebesitzer müssen Hundesteuer zahlen, das ist klar. Das größere Problem ist, dass die Stadt seit Jahrzehnten ihre Finanzen nicht im Griff hat.

Steuern zahlt keiner gern, wenn wir ehrlich sind. Aber wenn schon eine Steuerpflicht besteht, muss sie für alle gelten – das ist eine Frage von Gerechtigkeit und Rechtsfrieden. Insofern ist der Vorstoß der Stadtverwaltung, eine Art Schleppfahndung nach unehrlichen Hundebesitzern zu veranstalten, zunächst einmal nachvollziehbar. Zumal die Stadt die Hundesteuer zuletzt mehrfach erhöht hat, und Tierhalter, die brav zahlen, wenig Verständnis für Steuerhinterzieher haben dürften.

Einen seltsamen Beigeschmack hat die Aktion trotzdem. Stadtbeamte, die wie früher die GEZ-Eintreiber an den Haustüren klingeln – das sendet ein massives Signal des Misstrauens gegenüber den Bürgern dieser Stadt aus. Schwer zu sagen, wie berechtigt dieses Misstrauen ist, aber die Verwaltungsschätzung über rund 1200 „schwarze“ Hunde in Bonn erscheint doch ziemlich hoch.

Man wird sehen – allerdings erst in etwa zehn Jahren. Denn so lange könnte es schätzungsweise dauern, bis die zwei beauftragten Beamten ganz Bonn abgearbeitet haben, sofern man pro Haushalt rund 15 Minuten Arbeitszeit unterstellt.

Die städtischen Personalkosten liegen im Schnitt bei rund 50.000 Euro pro Jahr und Nase. Bis die erhofften Steuermehreinnahmen von jährlich 200.000 Euro den Personalaufwand wieder hereinspielen, werden also so manchem Hund graue Haare gewachsen sein. Ist es das wirklich wert?

Vor allem, wenn man bedenkt, dass die größten Kosten, die Hundebesitzer der Gesellschaft aufbürden, durch die Beseitigung gewisser Hinterlassenschaften entstehen. Und die schlagen sich über die Reinigungsgebühren nieder, die Bonnorange erhebt, sind also kein Steuerthema. Das Kernproblem ist doch ein ganz anderes: Die Stadt Bonn hat seit Jahrzehnten ihre Finanzen nicht im Griff – und muss deshalb nach jedem Strohhalm greifen, um die Einnahmen zu erhöhen.

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