Prozess am Bonner Landgericht Einbrecher will selbst zum Opfer geworden sein

Bonn · Nach einem Einbruch konnte die Polizei Kleidung des mutmaßlichen Täters sicherstellen. Der Besitzer der Kleidung gibt im Prozess jedoch an, dass diese ihm selbst gestohlen wurde. Sieben weitere Einbrüche in Endenich, der Südstadt oder Lengsdorf gibt er aber zu.

Der Angeklagte und sein Verteidiger vor Gericht.

Der Angeklagte und sein Verteidiger vor Gericht.

Foto: Ulrike Schödel

Über die Ortungsfunktion eines MP3-Players stieß die Polizei im September 2018 auf die Beute: ein Rucksack auf einer Wiese, in dem sich auch 700 Euro befanden. Dazu auch ein T-Shirt, Sweatshirt und Handschuhe, die alle die DNA-Spur des Angeklagten tragen. Doch der 41-Jährige stritt am Dienstag vor dem Bonner Landgericht ab, mit der Sache etwas zu tun zu haben. Sieben weitere Einbrüche in Endenich, der Südstadt oder Lengsdorf, für die er sich zu verantworten hat, gab er aber zu.

Mit dem Fund als Beweis war es für die Ermittler eigentlich keine Frage, dass der Angeklagte auch da als Täter infrage kommt. „Die Klamotten, auch die Handschuhe“ seien ihm selbst gestohlen worden, versicherte er zum Prozessauftakt. „Ein Kollege“ habe die magere Beute mitgehen lassen, als er selbst auf Tour gewesen war. „Der Rucksack, auch Taschenlampe und sonstiges darin, gehören mir nicht“, so der Angeklagte, auch wenn er einräumen musste, dass „ein Fall mehr den Braten ja nicht fett macht“. Das Gericht, ein wenig überrascht, will alles jetzt prüfen.

Seine „Suff-Mutter“ hat der Angeklagte mit zwölf Jahren verstoßen, die Zahl seiner Geschwister und Halbgeschwister – waren es zehn, elf oder zwölf? – weiß er nicht. Aufgewachsen ist er in einem Kinderheim, später war er unter Obdachlosen zu Hause, und nach Drogenverkäufen hat er fast zehn Jahre hinter Gittern verbracht. Dem Alkohol sei er nicht verfallen, berichtet er nicht ohne Stolz, weil er nicht so werden wollte wie die Eltern. Dafür habe er aber alles geraucht, was in der Drogenszene angeboten wird. Er konsumierte Marihuana und Heroin. Für dieses Leben brauchte er ständig Geld. So spezialisierte sich der kleine Mann auf schnelle, leise Einbrüche.

Bei seinen Touren soll der Junkie über Balkone ins Hochparterre geklettert sein. Die Beute bestand aus allem, was er verkaufen konnte: Schmuck, Geld, elektronische Geräte, aber auch Kleidung, selbst Strümpfe oder ein rosa Waschlappen. Der Wert des Diebesguts beträgt – laut Anklage – knapp 9500 Euro, der Einbruchsschaden beläuft sich auf 5000 Euro.

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