World Conference Center Bonn Ein Tag im WCCB: "Wow"

BONN · Woche zwei im neuen Kongresssaal des WCCB: Internationales Stimmengewirr auf allen Fluren und in den Sälen. Menschen, vor allem junge Menschen aus aller Welt bevölkern den am Sonntag von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon eingeweihten Neubau.

 Hell und durchsichtig: Auf der mit Sicherheitsglas verblendeten Ballustrade spiegeln sich Gäste aus aller Welt auf dem Weg zu ihren Konferenzen.

Hell und durchsichtig: Auf der mit Sicherheitsglas verblendeten Ballustrade spiegeln sich Gäste aus aller Welt auf dem Weg zu ihren Konferenzen.

Foto: Volker Lannert

Es ist später Vormittag. Kaffeepause. Viele sitzen mit Laptops auf dem Schoß an den runden Tischen im Untergeschoss des WCCB. Andere stehen lässig mit dem Kaffeebecher in der Hand im Foyer oder in der Sonne auf dem Platz der Vereinten Nationen und sind im Gespräch vertieft.

Die meisten haben die ersten Orientierungsprobleme überwunden. Sie fühlen sich offensichtlich wohl im WCCB. Seit Anfang Juni hat die UN den Neubau und den gegenüberliegenden ehemaligen Plenarsaal in Beschlag genommen. Rund 5000 Teilnehmer bereiten den Klimagipfel vor, der Ende Dezember in Paris stattfinden wird.

Wie Fli Teng. Der Politikprofessor aus China ist in Eile, er will zur nächsten Konferenz. Doch dann nimmt er sich doch Zeit für ein kurzes Gespräch mit dem GA. Er setzt große Hoffnung auf die Klimakonferenz in Bonn und den Gipfel in Paris. "Ich hoffe, dass endlich Fortschritte beim Klimaschutz erzielt werden."

Als persönlicher Beitrag zum Klimaschutz könnte sein Freizeitverhalten in Bonn gewertet werden: Fli Teng ist am Sonntag mit Freunden am Rhein entlang gewandert - nach Linz und zurück. Sportlich, sportlich. Der 39-Jährige lacht. Bevor er sich verabschiedet, lobt er noch den neuen Kongresssaal.

"Sehr hell und freundlich - und komfortabel." Draußen auf dem Platz sorgt ein als Eiswagen umgebauter Truck für Aufsehen. Junge Männer verteilen kostenlos Eisbecher eines amerikanischen Herstellers, der sich seit Jahren für den Klimaschutz engagiert. Da lassen sich auch die Mitarbeiter der Security nicht lange bitten und nehmen gerne an.

Moisés Borges ist beim Umweltministerium seines Heimatlandes Kap Verde beschäftigt. Der 35-Jährige hat schon vor fünf Jahren an einer UN-Konferenz in Bonn teilgenommen. Damals lag die Baustelle des WCCB brach. Die Hintergründe dafür kennt er nach wie vor nicht. Hauptsache, der Kongresssaal ist jetzt fertig, meint er. Wie er ihm gefällt? "Wow", antwortet er.

Zahlreiche "Observer" unter den Gästen

Das sagt alles. Unter den UN-Tagungsgästen sind auch zahlreiche Studenten der Bonner Universität. "Observer" nennen sie sich. Die "Beobachter" absolvieren den an der Uni angesiedelten UN-Masterstudiengang "The Geography of Environmental Risks and Human Security", der sich mit Themen rund um die Risiken für Mensch und Umwelt befasst. Eigentlich, so finden sie, ist die Stadt Bonn international gut aufgestellt. "Aber es hapert bei der Mehrsprachigkeit im Alltag", meint eine Studentin. Es müsste viel mehr auf Englisch erklärt werden, etwa in den Geschäften oder auch in der Uni selbst.

[kein Linktext vorhanden]Langsam füllt sich die Rheinebene mit Hungrigen. Mittagsessenzeit. Auf dem Menüplan stehen Nudeln mit vegetarischen Soßen, geschmorte Pute, Gemüse, Reis und Kartoffeln. "Man kann sich das Essen in Modulen zusammenstellen", erklärt Andrea Paul vom Caterer Broich. Seit zehn Jahren versorgt das Düsseldorfer Unternehmen die Tagungsgäste des WCCB mit Speis und Trank.

Bei den UN-Konferenzen müssen die Speisen eng mit der UN abgestimmt werde, gilt es doch den unterschiedlichen Geschmäckern einigermaßen gerecht zu werden. "Wir bieten immer eine Mischung aus asiatisch-europäisch-mediterraner Kost an", sagt Paul. Gut 50 Mitarbeiter sorgen für das leibliche Wohlergehen der UN-Gäste, davon allein 40 in Küche und im Service. Eine logistische Herausforderung.

"Rund 800 Komplettmenüs und 3000 Tassen Kaffee pro Tag"

Zumal täglich an die 30 Neben-Cateringeinsätze bei Empfängen und Treffen der einzelnen UN-Gruppen zu bewältigen sind. Paul nennt einige Zahlen: "Pro Tag teilen wir im Schnitt rund 800 Komplettmenüs und 3000 Tassen Kaffee aus." Klimawandel hin, Klimawandel her: Der normale Tagungsgast isst laut Paul offensichtlich gerne Fleisch.

"Wir können aus Kostengründen zwar nicht Bioware anbieten, aber wir achten bei der Herkunft des Fleisches wie bei allen anderen Lebensmitteln auf Nachhaltigkeit." Heißt: Die Produkte stammen ausnahmslos aus der Region. Den meisten Konferenzgästen scheint es jedenfalls zu schmecken. Die Tische in der Rheinebene sind gut gefüllt, die Teller ebenfalls.

Wenn die UN-Tagungsteilnehmer am Sonntag wieder abgereist sind, kehren die Bauarbeiter ins WCCB zurück. "Dann werden die letzten Restarbeiten erledigt und Mängel beseitigt", sagt Michael Kleine-Hartlage.

Der Geschäftsführer der BonnCC-Managament GmbH, die bisher die WCCB-Bestandsbauten betreibt (Alter Plenarsaal, Altes Wasserwerk, Beethovenhalle) ist anschließend offiziell auch zuständig für den Erweiterungsbau. In der ersten Septemberwoche geht es dann weiter mit einer nächsten UN-Tagung, zu der laut Hartlage täglich etwa 2 000 Teilnehmer erwartet werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort