Kommentar zur Kinderarmut in Bonn Ein Skandal

Meinung | Bonn · Kinderarmut im reichen Deutschland ist eine Schande. Die sogar noch besonders angewachsene Kinderarmut in Bonn ist ein Skandal.

Denn die Bundesstadt kann gleichzeitig stolz darauf sein, als wirtschaftlich überproportional leistungsfähig eingeordnet zu werden mit einem hohen Bruttoinlandsprodukt-Wert von mehr als 61.000 Euro pro Kopf. 20,9 Prozent aller Bonner Kinder lebten Ende 2015 in prekären Verhältnissen. Da waren die hierher gekommenen Flüchtlingskinder noch gar nicht vollständig mitgezählt.

Nein, arme Mädchen und Jungen finden sich in der Stadt vieler gut verdienender Bürger vor allem in Haushalten Alleinerziehender und, das ist besonders beschämend, in denen von kinderreichen Familien.

Am Montag war der Internationale Tag für die Beseitigung der Armut. Gefeiert werden konnte da gerade in Bonn rein gar nichts. Deutschlandweit forderten 40 Verbände und Hilfsorganisationen von der Bundesregierung mehr Engagement gegen die grassierende Kinderarmut: Ungerechtigkeiten in der Familienförderung zugunsten der Kinder von Besserverdienenden müssten unbedingt abgeschafft werden.

Der Bezug von Familienleistungen sei zu vereinfachen, indem alle Unterstützungszahlungen über eine Stelle als ein Betrag ausgezahlt werden sollten, wurde gefordert. Oppositionspolitiker verlangten eine bedarfsgerechte Erhöhung der Kinderregelsätze sowie eine Reform des Kinderzuschlags.

Der Bund und das Land hätten also jede Menge Hausaufgaben zu erledigen. Aber gerade auch in Bonn sind die neuen Zahlen der Bertelsmann-Stiftung alarmierend: Es wird höchste Zeit, dass sich alle Verantwortlichen erneut am Bonner Runden Tisch Kinderarmut zusammensetzen und Tacheles reden. Es darf einfach nicht sein, dass inzwischen schon mindestens jedes fünfte Bonner Kind mit Gesundheits- und Bildungsrisiken aufwachsen muss.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort