Annaberger Hof in Röttgen Ein Paradies für Pferde

Röttgen · Der Annaberger Hof liegt mitten im Kottenforst und ist ein Paradies für Pferde. Besonderen Wert wird dort auf artgerechte Haltung und Unterbringung der Tiere gelegt.

„Sibbe-un-veezich-elf“ ist vollkommen „raderdoll“, um im kölschen Dialekt zu bleiben. Gerade einmal ein paar Wochen alt ist der Hengst mit dem weißen Stern oberhalb der Augen. Doch kaum hat sich die Tür seiner Box auf dem Annaberger Hof geöffnet, dreht das Fohlen so richtig auf: Es läuft kreuz und quer, umkreist immer wieder seine Mutter, schnuppert am Lavendel, begrüßt die Hunde im Zwinger und lässt sich nicht mehr einfangen.

„Der hat wirklich jede Menge Energie und sehr viel Temperament“, beobachtet Jan Büsch und weiß, dass da eine Menge Arbeit auf ihn zukommt. Gemeinsam mit Mutter Jutta und Schwester Anke leitet er den Pferdehof auf dem Venusberg. Zwar ist das Anwesen gut zu erreichen, aber wozu gehört die Anlage eigentlich? „Flächenmäßig zählen wir zur Gemarkung Röttgen, postalisch zu Bad Godesberg, andererseits ist die Kirchengemeinde Venusberg für uns zuständig“, erklärt Jutta Büsch die komplizierten Verhältnisse vor Ort.

„Sibbe-un-veezich-elf“ ist das ziemlich schnuppe. Zwar hat er bisher keinen offiziellen Namen, Mutter und Tochter finden jedoch, dass 4711 ein idealer Stallname ist – „auch wenn er nicht mit kölnisch Wasser getauft ist“, so Jan Büsch. Dabei kommt der kleine Hengst aus wirklich gutem Hause. Mutter ist Gräfin Watzmann, der Vater kein Geringerer als der Hannoveraner Stakkato, ein national und international äußerst erfolgreiches Springpferd. „Aber da er hier geboren wurde, ist Sibbe-un-veezich-elf kein Hannoveraner, sondern ein Rheinländer“, ergänzt der Agraringenieur und Pferdewirtschaftsmeister.

Schon der Weg zum Annaberger Hof ist wirklich einzigartig. Parallel zum Feldweg erstrecken sich die riesigen Koppeln. Ponys, Einjährige aber auch Gnadenbrotpferde – die Büsch gerne als „Rentner“ bezeichnet – grasen auf den satten Wiesen, setzen hin und wieder zum Galopp an oder wälzen sich im Gras. „Sollen sie mal kommen?“, fragt der 35-Jährige und ruft nur kurz mit lauter Stimme. Im gleichen Augenblick setzt sich die Herde in bester „Wild-West-Manier“ in Bewegung und kommt bis an den Zaun. Mit ein paar Streicheleinheiten begrüßt Büsch die ersten Tiere. „Ich kenne alle beim Namen“, erklärt der Bonner Vielseitigkeitsreiter. „Manchmal weiß ich sogar, wer die Eltern sind.“

Derzeit zählt das Gestüt rund 100 Warmblüter. Das sind teils eigene, teils Pensionspferde. Neben Zucht und Aufzucht werden auf dem Hof Freizeit- und Turnierpferde ausgebildet sowie Training für den professionellen Reitsport angeboten. Dafür wurden gerade neue Spring- und Dressurplätze angelegt. „Eine artgerechte Betreuung und Unterbringung der Tiere ist uns ganz wichtig,“ betont der Fachmann. Deshalb kommt auch nur Futter in die Boxen, das auf dem Annaberger Hof angebaut und geerntet wurde. Dafür bewirtschaftet der Familienbetrieb mit zwei Auszubildenden rund 105 Hektar Grünland. „Wir bieten eben alles aus einer Hand.“ Ein „All-Inklusive Paradies“ für Vierbeiner eben.

Schon seit Generationen dreht sich bei Familie Büsch alles um Pferde. Nicht nur die Eltern gingen bei Wettkämpfen an den Start, auch Jan und Anke Büsch sitzen seit frühester Kindheit im Sattel. Mit „Allez Petite“ waren die Geschwister in der Vergangenheit sehr erfolgreich. Mehrfach sicherten sie sich Titel bei den Rheinischen - oder den Deutschen Meisterschaften. Heute ist „Napoli“ das Lieblingspferd des Chefs. Bis 2009 mischte er mit dem Wallach bei international besetzten Spring- und Vielseitigkeitsprüfungen in der Spitze mit. Dabei zählte auch schon mal Zara Phillips, die Enkelin der Queen, zu seinen Konkurrenten. Jetzt gehört Napoli allerdings zur Rentnertruppe. „Der hat sein Gnadenbrot wirklich verdient“, meint der Reiter.

Selbst seine Warmblüter litten im Juni unter dem verregneten Sommer. Deshalb hofft Büsch nun auf weiterhin gutes Wetter. „Der weiche Untergrund war nicht gut. Dadurch wurden bei den Tieren Haltungsschäden gefördert. Ein Pferd braucht festen Tritt“, sagt er und wünscht sich viel Sonnenschein.

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