"Sternenkinder" auf dem Nordfriedhof Ein Ort für Trauer und Trost

Bonn · Der neue Gedenkplatz für Säuglinge, die bisher nicht bestattet wurden, wird Ende August eingeweiht. Er bietet Eltern eine würdevolle Gedenk- und Beerdigungsstätte für ihre verstorbenen Kinder.

 Eine Stele, die von einer blauen Kugel gekrönt wird, bildet das Zentrum. Von ihr gehen verschiedene Sonnenstrahlen aus, umkreist wird sie von 14 kleinen Steinquadern, auf denen Eltern die Namen ihrer Sternenkinder eingravieren lassen können.

Eine Stele, die von einer blauen Kugel gekrönt wird, bildet das Zentrum. Von ihr gehen verschiedene Sonnenstrahlen aus, umkreist wird sie von 14 kleinen Steinquadern, auf denen Eltern die Namen ihrer Sternenkinder eingravieren lassen können.

Foto: Privat

Es ist ein friedvoller, würdiger Ort geworden. Umgeben von einer Hecke und alten Bäumen, funkeln kleine silberne und goldene Sterne im Sonnenlicht. Die hat Steinmetz Hans Möhle in die moderne Sandsteinsäule eingearbeitet. Auch Sascha Bliersbach ist zufrieden. "Ich bin wirklich glücklich. Der Platz ist genauso geworden, wie ich es mir gewünscht habe. Ein Ort für Trauer und Trost", erzählt er.

Nur wenige Schritte entfernt liegt seine Tochter Chayenne begraben. Die Kleine war im September 2011 nur zwei Tage nach der Geburt vollkommen überraschend gestorben. "Noch heute vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke," erzählt der 34-Jährige. Wie in Trance organisierte er damals die Beerdigung. Doch schon kurze Zeit später wünschte er sich, dass es einen Ort gibt, der Eltern von verstorbenen Säuglingen, Tot-, Früh- und Fehlgeburten vereint. Ein Ort, an dem sie sich gegenseitig stützen und auffangen. "Am schlimmsten sind Sternengeburtstage. Denn so bezeichnen wir den Todestag unserer Kinder. Der Tag, an dem sie zu einem Stern für alle Ewigkeit wurden."

Damit verwaiste Eltern eine würdevolle Gedenk- und Beerdigungsstätte haben, setzte er sich gemeinsam mit Hans Möhle, der eine Friedhofsgärtnerei und einen Steinmetzbetrieb am Nordfriedhof betreibt, dafür ein, dass ein neues Gräberfeld für diese "Sternenkinder" angelegt wird. "Wir möchten Angehörigen einen hellen, sonnigen Ort für ihre Trauer und ihr Gedenken geben," so die Initiatoren der Aktion "Sternenstaub". Unterstützt wurde sie von der Friedhofsgärtner-Genossenschaft Bonn sowie der Innung der Steinmetze Bonn/Rhein-Sieg und Oberbergischer Kreis. Finanziert wird das Projekt aus Spendengeldern.

Das Amt für Stadtgrün hat für die Gedenkstätte eine 37 Quadratmeter große Fläche zur Verfügung gestellt. Gemeinsam mit der Friedhofsverwaltung planten Bliersbach und Möhle den Gedenkplatz. Sie entwarfen Skizzen, suchten entsprechendes Material aus und kauften schließlich die passenden Steine. In der Werkstatt von Hans Möhle wurde die Stele, die von einer blauen Kugel gekrönt wird, gearbeitet. Von ihr gehen verschiedene Sonnenstrahlen aus, umkreist wird sie von 14 kleinen Steinquadern, auf denen Eltern die Namen ihrer Sternenkinder eingravieren lassen können. Noch müssen ein paar kleine Restarbeiten erledigt werden. Doch bis zur offiziellen Einweihung am Mittwoch, 31. August, um 15 Uhr wird alles perfekt sein. In einer Feierstunde werden Pfarrer Martin Hentschel und Pfarrer Hermann Bartsch den Platz einsegnen.

Noch bevor das neue Gräberfeld offiziell existiert, haben bereits drei Elternpaare ihre Kinder auf den Sternenkinderplatz umbetten lassen. Auch Sascha Bliersbach hofft, dass seine Chayenne dort einmal ruhen wird. "Man hat das Bedürfnis, immer wieder zum Grab seines Kindes zu gehen", erzählt Bliersbach. "Die Wunden heilen nie. Wenn man als Eltern so etwas durchlebt hat, fragt man nicht, ob du Christ oder Moslem bist. In diesem unermesslich großen Schmerz sind wir alle gleich", so der 34-Jährige.

Wer das Projekt auf dem Bonner Nordfriedhof unterstützen will, der bekommt im Internet auf www.aktionsternenstaub.de weitere Informationen.

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