Teure Verpflegung Ein Liter Wasser für zehn Euro auf Bonner Konzerten

Bonn · Getränkepreise sind bei Konzerten häufig ein Aufreger. Doch die Einnahmen sind existenziell, sagen die Veranstalter.

Pause auf dem KunstRasens: Auf der Bühne gurgelt Alanis Morisette mit Wasser, und auch einige der Konzertbesucher wollen sich erfrischen. An den Getränkeständen rund um die Freifläche ist die Auswahl groß: Cocktails, Alkopops, Bier, Limonade – und natürlich Wasser. Vier Euro kostet der Plastikbecher mit 0,4 Litern Wasser. „Unverschämt, aber was willst du machen?“, sagt eine junge Frau schulterzuckend. Ihre große, mitgebrachte Getränkeflasche musste sie bei der Kontrolle am Einlass abgeben.

Wie viel Geld Veranstalter und Caterer bei den Konzerten und Festivals in Bonn für die Verpflegung verlangen, ist ihnen überlassen. Dementsprechend stark schwanken die Preise, sogar beim vergleichsweise günstigen Wasser - egal ob mit oder ohne Kohlensäure. Sie reichen von zwei Euro für 0,4 Liter beim Green Juice Festival in Beuel bis zu vier Euro für dieselbe Menge beim Kunstrasen oder der 90er-Live-Party, die diesen Samstag in die Bonner Rheinaue kommt.

„Wir bemessen die Preise so, dass wir sie selbst als Besucher ok finden würden“, sagt Johannes Klockenbring von Forisk Entertainment, die unter anderem das Green Juice Festival organisieren. „Wir sind selbst oft auf Konzerten und Festivals unterwegs und orientieren uns da etwas.“ Allerdings stecke dahinter „einfache kaufmännische Mathematik“: Der Verkaufspreis setze sich aus dem Einkauf sowie den Kosten für Material und Personal zusammen. Aber auch das Bühnenprogramm werde damit teilweise finanziert. Wer also teure Bands präsentiert, muss das Geld an anderer Stelle wieder hereinholen, wenn er die Tickets günstig anbietet.

Wenn Stars wie Dr. Alban, Kate Ryan und Rednex auf der Bühne stehen, sind die Gagen hoch. Wie hoch, darüber deckt der Veranstalter der 90er-Live-Party, die Hockeypark Betriebs GmbH aus Mönchengladbach, den Mantel des Schweigens. Auch Fragen zur Preisgestaltung von Getränken oder zum Format der Konzerte lässt die Pressesprecherin trotz mehrmaliger Anfragen unbeantwortet. Als Franchis-Nehmer vermarktet Hockeypark die Partyreihe deutschlandweit, darunter auch in Halle an der Saale. Dort gab es viel Kritik von Besuchern: Trotz hoher Temperaturen war es ihnen untersagt, eigene Getränke mit auf das Veranstaltungsgelände zu nehmen. Folglich konnten sie nur das teure Wasser für zehn Euro pro Liter kaufen. Lukrativ, wenn man bedenkt, dass man die Flasche Wasser im Einzelhandel ab 15 Cent erhält.

Selbstverpflegung bei den Stadtgartenkonzerten

Auch beim KunstRasen sind die Wasserpreise vergleichsweise hoch. Allerdings darf dort jeder eine eigene Trinkflasche mitbringen, sofern sie nicht mehr als einen halben Liter fasst und aus weichem Plastik besteht. Um die Gefahren durch die anhaltende Hitze zu minimieren, installierte man eine kleine Sprinkleranlage. „An der können sich die Besucher kostenlos erfrischen“, sagt Veranstalterin Katrin Weinreis. Zudem wurde Sprudelwasser bei den vergangenen beiden Konzerten vergünstigt angeboten. Doch Weinreis macht auch klar: „Ohne die Einnahmen durch Getränke und Verpflegung könnte der KunstRasen nicht existieren.“

Das sagt auch Sandro Heinemann von Rheinevents, der das Panama Open Air Festival in der Rheinaue organisiert. 2,50 Euro kostete der 0,4-Liter-Becher Wasser in diesem Jahr und war damit deutlich günstiger als beispielsweise Bier. 2017 gab man den Besuchern des Campingplatzes die Möglichkeit, Leitungswasser kostenlos zu zapfen. Mit mäßigem Erfolg. „Die Leute gingen verschwenderisch damit um“, sagt Heinemann. Der Hahn sei durchgehend aufgedreht gewesen, das Wasser plätscherte auf den Boden.

Gänzlich selbst verpflegen kann man sich in Bonn nur bei den Stadtgartenkonzerten. „Sie sind ein kostenloses Angebot ohne jedes kommerzielle Interesse“, sagt Stefanie Zießnitz vom Bonner Presseamt. Das funktioniert aber nur, weil aktuell ein städtisches Budget von 40 000 Euro zur Verfügung steht. Da damit bis zu 26 Auftritte finanziert werden müssen, ist das Kulturamt als Veranstalter auf Unterstützung angewiesen. So übernimmt beispielsweise der benachbarte Biergarten, der während der Konzerte Getränke verkauft, das Catering für die Künstler.

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