Porträt von Heinz Meyer Ein Leben für die Gemeinschaft

Ückesdorf · „Mein Problem ist, dass ich nicht Nein sagen kann.“ Heinz Meyer weiß genau, warum er so viele ehrenamtliche Jobs hat und als Kümmerer immer für andere da ist. Wenn er um Hilfe gebeten wird, sagt der Ückesdorfer Ja.

 In seinem Haus in Ückesdorf bewahrt Heinz Meyer die Urkunden auf, mit denen er ausgezeichnet wurde. Darunter auch die Insignien als Ehrenhäuptling eines Zulu-Stammes.

In seinem Haus in Ückesdorf bewahrt Heinz Meyer die Urkunden auf, mit denen er ausgezeichnet wurde. Darunter auch die Insignien als Ehrenhäuptling eines Zulu-Stammes.

Foto: Benjamin (FM) Westhoff

Aber irgendwann ist mal Schluss: Meyer, der sich mehr als 50 Jahren im christlich-sozialen Bereich für Schwache und für die Jugend eingesetzt hat, wird nächste Woche 80 Jahre alt. Grund genug für ihn, sich jetzt von der Bühne zurückzuziehen und kürzer zu treten. Die Liste seiner Ehrenämter ist lang und nicht alltäglich. Wie er zu ihnen kam, ist die Geschichte eines Kriegswaisen.

1937 wurde er in Köln geboren, verlor im Krieg seine Eltern, lebte im Kinderheim und auf der Straße, wusste mit seinem Leben zunächst nichts anzufangen. Bis er 1959 nach Bonn kam, um in einem Gartenbaubetrieb zu arbeiten, einen Platz im Jugendwohnheim des Vereins Heimstatt erhielt und Anschluss in der Kolpingsfamilie fand. Beiden Organisationen ist er seitdem treu, inzwischen schon fast 60 Jahre.

Zwei Jahrzehnte lang war er Vorsitzender der Kolpingsfamilie, danach und bis heute deren Archivar, der die Schätze verwaltet. Er ist im Vorstand des Vereins Heimstatt zur Förderung der Jugendsozialarbeit, der zwei Jugendzentren und zwei Jugendwohnheime in Bonn betreibt. Er war im Vorstand des Caritas-Verbandes, baute als Projektleiter ein Kinderdorf in Kaliningrad auf. Missionsprojekte brachten ihn nach Südafrika, Indonesien und Israel, und er organisierte Hilfstransporte nach Rumänien. Auch im Karneval hinterließ er Spuren, war zehn Jahre Schultheiß der Kolpingsfamilie und half erst kürzlich wieder mal aus, als er für den Festausschuss vor der Galeria Kaufhof Mottoschals verkaufte. Neun Jahre war er als ehrenamtlicher Schöffenrichter am Arbeitsgericht tätig.

„Ich war immer viel weg und unterwegs“, sagt Meyer. Seine Frau Cilly, die selbst lieber zu Hause in Ückesdorf blieb, unterstützte ihn und stärkte ihm den Rücken. Beruflich war der Vater von fünf Kindern, der inzwischen sechs Enkel hat, in der Zentralstelle des Borromäusvereins tätig. Für sein Engagement wurde der 79-Jährige mehrfach geehrt – mit dem Bundesverdienstkreuz, dem päpstlichen Orden „Pro Ecclesia et Pontifice“ und dem Kolpingwerk-Ehrenzeichen des Diözesanverbandes. Originellste Auszeichnung: Bei einem Missionsprojekt in Südafrika wurde er zum Ehrenhäuptlich eines Zulu-Stammes ernannt.

Insofern ist es kein Wunder, wenn sein Fazit lautet: „Zufrieden kann ich auf das Erreichte zurückblicken, nachdem meine Kindheit alles andere als rosig war.“ Und das mit dem Nein-Sagen, das lernt er womöglich doch noch, wenn er sich nun aus allen Funktionen zurückzieht.

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