Interview: Die Prinzen "Ein Kirchenkonzert ist etwas Spezielles"

Bonn · Ihre Superstimmen haben sie in den berühmten Kirchenchören Leipzigs und Dresdens geschult. Seit dem Hit "Alles nur geklaut" sind die Prinzen republikweit ein Begriff. Mit dem ehemaligen Thomaner-Knabenchorsänger Henri Schmidt sprach Ebba Hagenberg-Miliu.

 Henri Schmidt (links) singt mit den Prinzen am Dienstag, 9. September, ab 20 Uhr in der Bonner Lutherkirche.

Henri Schmidt (links) singt mit den Prinzen am Dienstag, 9. September, ab 20 Uhr in der Bonner Lutherkirche.

Foto: Tine Acke

Sie singen in der Lutherkirche. Sind die Prinzen fromm geworden?
Henri Schmidt: Och nö. Aber die Prinzen sind ja mehr oder weniger in Kirchen groß geworden. Weil vier von uns ganz früher mal, als wir noch jung und schlank und jugendlich unverbraucht waren, im Thomanerchor Leipzig und einer im Kreuzchor Dresden gesungen haben. Das ist jetzt also ein bisschen so wie nach Hause kommen. Wir spannen über Jahrzehnte einen großen Bogen zu unseren Anfängen.

Apropos Anfänge: Sie hießen mal Herzbuben wie ein paar gewichtigere Kollegen? Stimmt das?
Schmidt: Ja, und weil es die Wildecker Herzbuben gab, musste ja ein neuer Name her. Wir sind mit denen verwechselt worden. Ältere Damen sind bestürzt aus unseren Konzerten geflüchtet und wollten ihr Eintrittsgeld wieder. Die hatten halt 'ne andere Erwartungshaltung (lacht). Nach unserer ersten Single "Gabi und Klaus", die Annette Humpe produzierte, hat der Plattenchef entschieden: Ihr heißt jetzt "Die Prinzen".

War aber keine schlechte Wahl?
Schmidt: Nö, wir können damit umgehen. Alles gut.

Sie treten schon 23 Jahre miteinander auf und nennen sich "demokratischer Haufen". Wie einigen Sie Sieben sich?
Schmidt: Oh, das ist manchmal schon schwierig. Und durch unsere Vergangenheit in Chören kennen wir uns natürlich auch wesentlich länger. Und es geht gut. Wir haben schon seit 13 Jahren kein Management mehr. Wir machen alles selbst. Na ja, bei sieben Individualisten gibt's natürlich schon mal Punkte, wo man sich schwer einigen kann. Dann wird eben abgestimmt. Aber wir gehen inzwischen auf die 50 zu. Wir sind erwachsene Menschen...

Die Prinzen sind weise geworden. Kommen wir noch mal in die Lutherkirche: Sie singen "Küssen verboten" am Altar?
Schmidt: Ein Kirchenkonzert ist etwas Spezielles, das stimmt. Wir machen im weitesten Sinne ein Popkonzert. Evergreens wie "Alles nur geklaut", "Küssen verboten" und "Mann im Mond" werden alle zu Gehör kommen. Aber wir bieten natürlich ein akustisches Programm. Es gibt keine elektrisch verstärkten Instrumente. Wir passen das Konzert dem Raum Kirche an. Und es wird am Anfang und am Ende älteres Chorwerk aus unserer Knabenchorzeit zu hören sein. Wir bieten an dem Abend Musik aus drei Jahrhunderten (lacht). Man muss ja mit den Pfunden wuchern, die man hat.

Sie singen dann also auch die Zeile "Ich bin tierisch reich"...
Schmidt: Tierisch reich und die Prinzen? Das ist relativ. Als wir anfangs mit Udo Lindenberg touren durften, sagte der: "Wenn ich mir für drei Millionen 'ne Villa kaufen will und hab' nur eine, bin ich dann arm?" (lacht). Der Spruch hat mich damals sehr beeindruckt. Im Ernst: Wir können uns nicht beschweren. Wir sind zum Glück eine gestandene Live-Band. Das ist wichtig. Es werden heutzutage ja deutlich weniger Tonträger verkauft als früher. Es gibt natürlich immer mal bessere und schlechtere Zeiten. Doch ich bezeichne es als Erfolg, dass wir nach 23 Jahren nur mit Prinzen-Konzerten nach wie vor einen sehr ordentlichen Lebensstandard haben können. Wir brauchen also keine Taxe zu fahren.

Letzte Frage: Sie singen "So viele Frauen sind heute so wie Männer". Was sagen denn Ihre Frauen dazu?
Schmidt: Och (lacht), die nehmen das schweigend zur Kenntnis. Die kennen ja ihre Prinzen.

Infos zum Konzert

Karten für 39 Euro (Sitz-)/ 29 Euro (Stehplatz) für das Prinzen-Konzert am Dienstag, 9. September, 20 Uhr, in der Lutherkirche gibt es im Gemeindebüro, Kurfürstenstraße 20a, 0228/219959, und im "Poppelsdorfer Bücherladen", Clemens-August-Straße 12-14, Telefon: 0228/637112.

Zur Person

Henri Schmidt (47) bildet mit Sebastian Krumbiegel, Tobias Künzel, Mathias Dietrich, Wolfgang Lenk, Jens Sembdner und Ali Zieme seit 1991 die Prinzen, eine der erfolgreichsten deutschen Popbands. Mit mehr als sechs Millionen verkauften Tonträgern, 16 Gold- und sechs Platinplatten und zwei Echo-Music- Awards sind die ehemaligen Knabenchorsänger aus Leipzig und Dresden nach Musik- und Pädagogikstudien derzeit auf Deutschland-Tour durch Kirchen.

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